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65 Jahre Musiktherapie an der mdw: Im Gespräch mit Thomas Stegemann

Wir sprechen mit Univ.-Prof. Dr. Dr. Thomas Stegemann, Leiter des Instituts für Musiktherapie an der Universität für Musik und darstellende Kunst, über das 65-jährige Bestehen des Studiengangs, neue Aufgabengebiete und die Zukunft der Musiktherapie.

Der Studiengang Musiktherapie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien feiert 2024 sein 65-jähriges Bestehen und hatte seinerzeit eine absolute Vorreiterrolle in Europa. Auch heute strebt das Institut danach, die Horizonte und Möglichkeiten der Musiktherapie zu erweitern, durch Forschung und innovative Projekte. Als Teil des Mental-Health-Programms „Gesund aus der Krise“ oder als gelungene Therapieform für Flüchtlinge und Wohnungslose – Musiktherapie berührt, versteht und übersetzt die Sprache der Seele auf eine ganz besondere Weise. Sie kann vor allem jungen Menschen, aber auch jenen, die in jeglichem Sinn des Wortes ihre Stimme verloren haben, ein Werkzeug in die Hand geben. Das weiß Univ.-Prof. Dr. Dr. Thomas Stegemann aus jahrelanger persönlicher Erfahrung. Als Musiktherapeut sowie Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie ist er seit 2011 Leiter des Instituts für Musiktherapie an der mdw. Er spricht mit uns über die besondere Beziehung, die der Mensch zur Musik hat, das neue Masterstudium am Institut sowie die Aufgabengebiete und die Zukunft der Musiktherapie.

Wie sind Sie zum Bereich der Musiktherapie gekommen? Welchen Ausbildungsweg sind Sie persönlich gegangen?

Die Faszination für Musiktherapie ist bei mir sehr früh entstanden. Da ein Freund meines Vaters Musiktherapeut war und bei uns immer mit all den spannenden Instrumenten vorbeikam. Ich habe als Kind und Jugendlicher bereits viel Musik gemacht und meinen Zivildienst im Kulturzentrum eines großen psychiatrischen Landeskrankenhauses in Deutschland absolviert. Im Zuge dessen habe ich mit den Patientinnen und Patienten musiziert und auch andere Formen der Kunsttherapie kennengelernt. Beispielsweise die therapeutische Arbeit eines Bildhauers, die ich sehr eindrucksvoll fand. Ich habe dann dennoch zunächst in den USA Gitarre studiert und anschließend – mit diesem lange währenden Berufswunsch im Hinterkopf – begonnen, Medizin zu studieren. Nebenbei habe ich die Chorleiterausbildung gemacht, Gitarre unterrichtet und regelmäßig in Pubs und anderen Lokalitäten gespielt. Im Zuge meiner medizinischen Ausbildung habe ich mich auf Kinder- und Jugendpsychiatrie spezialisiert und parallel zu meiner Facharztausbildung in Hamburg berufsbegleitend Musiktherapie studiert. 2011 kam dann der Ruf nach Wien ans Institut für Musiktherapie.

Ihre Forschungsschwerpunkte liegen also im Allgemeinen und auch speziell auf die Musiktherapie gemünzt, bei der Therapie von Kindern und Jugendlichen?

Ja, mich interessiert vor allen Dingen auch der systemische Aspekt, also z. B. im Sinne von Musiktherapie mit Familien. Familie im weitesten Sinne natürlich.

Was sind die neurobiologischen Gründe dafür, dass Musik unser Gehirn in vielerlei Hinsicht „bewegt“?

Da gibt es natürlich eine ganze Reihe an Hypothesen. Die für mich plausibelste Theorie stammt von Neurowissenschaftler Robert Zatorre. Seine jahrzehntelange Forschungsarbeit hat er 2023 in seinem Buch “From „From Perception to Pleasure –  The Neuroscience of Music and Why We Love It“ zusammengefasst und über die Jahre auch in einigen wissenschaftlichen Abhandlungen zu Papier gebracht. Die Grundidee seiner Theorie ist, dass Musik diese Wirkung auf uns hat, weil es eine direkte Verbindung zwischen dem auditorischen und dem Belohnungssystem gibt. Musik funktioniert also ebenso wie ein primärer Verstärker wie Essen, Trinken oder Sex. Ich würde noch ergänzen, dass Musiktherapie das Bindungssystem sehr stark aktivieren kann. Zum Glückshormon Dopamin kommt also noch Oxytocin, das „Kuschelhormon“, hinzu. Der Ursprung liegt in der frühen Eltern-Kind-Beziehung, die sehr oft stark über Musikalisches in der Sprache funktioniert.

Es gibt ja auch das Phänomen der „Neural Nostalgia“, das bezeichnet, dass wir Menschen mit jener Musik, die wir als Teenager und junge Erwachsene gehört haben, auf besondere Weise verbunden sind und dass sie uns Zeit unseres Lebens mental weiterhilft.

Das ist richtig. Im Zuge einer HTA-Studie, die im Auftrag der ÖGK von einem unabhängigen Institut 2020 veröffentlicht wurde, konnte eine ähnliche Wirkung von Musiktherapie bei Demenzkranken festgestellt werden. Die Studie fokussierte sich auf fünf große Bereiche, in denen die Musiktherapie eingesetzt wird: Autismus, Depression, Schlafstörungen, Schizophrenie und eben Demenz. Auch angesichts der Tatsache, dass Demenzkranke, je weiter die Erkrankung fortschreitet, geistig immer weiter in ihre Kindheit zurückreisen, kann man mit Musik, die sie zwischen 15 und 25 gehört haben, sehr gute Therapieerfolge erzielen. Diese Musik ist in unserem Gehirn fester abgespeichert als jede andere und zudem speichert unser Gehirn Musik generell in anderen Arealen als die restlichen autobiografischen Erinnerungen.

Damit wären wir auch schon bei der Frage, bei welchen Krankheitsbildern die Musiktherapie vorwiegend eingesetzt wird.

Wie gesagt, ist Demenz ein großer Bereich, in dem Musiktherapie helfen kann, die Kommunikation zwischen der erkrankten Person und ihren Mitmenschen aufrechtzuerhalten. Auch die Behandlung traumatischer Hirnverletzungen wie beispielsweise eines Schlaganfalls ist ein großes Feld der neurologischen Musiktherapie. Wenn beispielsweise die linke Gehirnhälfte, wo das Sprachzentrum sitzt, von den Schädigungen betroffen ist, dann kann musikalisches Training die rechte Gehirnhälfte dabei unterstützen, die entstehenden Ausfälle und Beeinträchtigungen zu kompensieren. So können Menschen, die nicht mehr in der Lage sind zu sprechen, mitunter ihre Wünsche und Bedürfnisse trotzdem durch Singen ausdrücken.

Kann man sagen, dass Musik in unserem Gehirn wie eine Art Baumeister wirkt?

Auf jeden Fall. Die Ergebnisse der Musiktherapie zeigen, dass Musik zu machen, aber auch zu hören stark neuroplastisch wirkt. Es bilden sich also vermehrt neue Verbindungen im Gehirn und möglicherweise werden verloren gegangene repariert. Das ist sowohl in der Behandlung neurologischer als auch psychiatrischer Erkrankungen ein wesentlicher Faktor.

Um mit dem Stichwort Neuroplastizität wieder auf die unterschiedlichen Felder der Musiktherapie zurückzukommen: Wie wirkt sie bei Neugeborenen und Kindern?

Ein weiterer wichtiger Bereich ist sicherlich die Musiktherapie mit Frühgeborenen. Dazu gibt es bereits viele Studien und diese Therapieform wird international in diesem Bereich stark angewandt. In Österreich interessanterweise noch nicht in dem Ausmaß, wie es z. B. in Deutschland, der Schweiz, den USA oder Australien der Fall ist. Da gibt es noch viel Potenzial. In Österreich ist die Musiktherapie, auch aus der Ausbildungstradition heraus, vor allen Dingen in den Psych-Fächern verankert. Also der Psychiatrie, Psychosomatik, etc. wo es auch die meisten Stellen gibt.

In der HTA-Studie, die Sie vorhin genannt haben, war auch Autismus ein wichtiges Feld.

Genau, viele Menschen im Autismus-Spektrum sprechen sehr gut auf Musiktherapie an. Ich denke, es liegt daran, dass Musik in gewisser Weise natürlich strukturiert und sehr gut planbar, man könnte auch sagen, berechenbar ist. Struktur ist bekannterweise für Menschen im Autismus-Spektrum ein wichtiger Punkt. Musik dient daher aber auch sehr gut dazu, kleine Abweichungen in einem geschützten Rahmen auszuprobieren und den Patientinnen und Patienten die Möglichkeit zu geben, Wege zu finden, mit diesen Veränderungen und Abweichungen umzugehen. Über diese kleinen Verletzungen von Erwartungen und wie auch sie wieder mit dem Belohnungssystem in unserem Gehirn zusammenspielen, hat David Huron ein ganzes Buch mit dem Titel „Sweet Anticipation – Music and the Psychology of Expectation“ geschrieben.

Wie sieht es mit Musiktherapie in Ihrem Fachgebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie aus?

In der Kinder- und Jugendpsychiatrie gibt es einen wirklich großen Nachholbedarf, was die Forschung anbelangt. Musiktherapie wird in der Praxis in diesem Bereich stark eingesetzt, aber geforscht wird verhältnismäßig wenig dazu. Das betrifft auch andere Bereiche, wo mit Kindern und Jugendlichen therapeutisch gearbeitet wird. Hier wissen wir auch aus Medikamentenstudien, dass dieses Gebiet unterbeforscht ist.

Depressionen und Angststörungen zählen zu den häufigsten mentalen Erkrankungen. Kann Musiktherapie auch hier weiterhelfen?

Auf jeden Fall. Im Bereich der internalisierenden Störungen gibt es auch eine sehr gute Evidenzlage, was die Wirkung von Musiktherapie betrifft. Ich denke, jeder kann sich gut vorstellen, dass Musik in Einzeltherapie eine Art „safe space“ für Menschen mit Ängsten und/oder Depressionen sein kann. Wenn wir mit Kindern arbeiten, die unter Angststörungen leiden, lassen wir sie z. B. ihre eigene Angst-Musik kreieren. Es macht ihnen Spaß, Krach zu machen und selbstständig und kontrolliert eine Gruselatmosphäre herzustellen. Als Kontrast dazu kreieren sie dann auch eine Mut-Musik.

Sie meinten vorhin, dass es gerade in der therapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in unseren Breitengraden einen großen Nachholbedarf gibt, was die Forschung anbelangt. Gibt es hier Länder, die es besser machen und gibt es im deutschsprachigen Raum Projekte und Initiativen hierzu?

Grundsätzlich sind die skandinavischen Länder, allen voran Dänemark und Norwegen, aber auch die USA, Großbritannien und Australien führend in diesem Forschungsbereich. Aber selbst hier gibt es noch relativ wenig. Deshalb haben wir hier am WZMF, dem Wiener Zentrum für Musiktherapie-Forschung – entstanden aus einer Kooperation der Universität für Musik und darstellende Kunst und der Medizinischen Universität Wien – zusammen mit Jugendlichen auch bereits partizipative Forschungsprojekte durchgeführt. Es ging darum zu erfahren, was sich Jugendliche von der Musiktherapie wünschen und oft ist es für sie wichtig, einen Weg zu finden, sich auszudrücken. Das Reden über die eigenen Probleme und Belastungen ist gerade für junge Menschen oft sehr schwierig und die Musiktherapie bietet einen anderen, willkommenen Weg. Umso mehr freut es mich, dass die Musiktherapie seit diesem Jahr auch Bestandteil des erfolgreichen Projektes „Gesund aus der Krise“ ist, das Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus mentalen Krisen helfen soll. Die Pandemie hat hier sehr viel vorangetrieben. Das werden wir in den kommenden Jahren in der Musiktherapie sicherlich verstärkt merken.

„Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“

Victor Hugo

Für die Psychotherapie wurde in diesem Jahr in Österreich das Gesetz optimiert (mehr dazu liest du hier). Wie sieht die Gesetzeslage aktuell für Musiktherapie aus?

Es gibt seit rund 15 Jahren ein Musiktherapiegesetz, das in seiner Ausführung – inklusive einer sehr klaren Ausbildungsverordnung – führend in Europa ist. Es gibt natürlich mittlerweile auch in anderen Ländern gesetzliche Regelungen, aber eben nicht in der Form, dass man sie wie in Österreich mit der des Psychotherapiegesetzes vergleichen kann.

50 Jahre länger als das Gesetz gibt es die Ausbildung: Der Studiengang Musiktherapie an der Universität für Musik und darstellende Kunst besteht seit nunmehr 65 Jahren. Können Sie uns etwas zur Geschichte erzählen?

Unser Studiengang in Wien ist tatsächlich die älteste musiktherapeutische akademische Ausbildung in Europa. Der Studiengang entstand damals auf Initiative der Violinistin Editha Koffer-Ullrich. Sie hatte als Kaufmannsgattin ihren Mann in den Kongo begleitet und dort Musik als Teil von Heilzeremonien beobachtet. Als sie nach Wien zurückkam, tat sie sich mit dem damaligen Universitätsrektor Hans Sittner zusammen, um die Musiktherapie nach Wien zu bringen. Sie reiste nach Boston in den USA, um die dort bereits etablierte Musiktherapie zu beobachten sowie einen Kurs am New England Conservatory zu belegen und brachte ihre Erkenntnisse nach Wien für den ersten Sonderlehrgang Musiktherapie. Aus diesem Sonderlehrgang hat sich dann über mehrere Zwischenstufen das Diplomstudium entwickelt, das nun 2025 ausläuft und final zum Bachelor- und Masterstudium wird.

Das Masterstudium der Musiktherapie gibt es nun neu seit März 2024. Welche Inhalte kommen hier zum Bachelor hinzu?

Im Grunde werden im Masterstudium die Inhalte des Bachelors nochmals vertieft und erweitert. Die Studierenden sind angehalten, für sich Schwerpunkte zu setzen, praktisch zu arbeiten und sich auf die selbstständige Tätigkeit vorzubereiten.

Kann ich auch mit einem anderen Bachelorstudium in den neuen Master einsteigen?

Das ist eine der Besonderheiten im Musiktherapiegesetz: Der Einstieg in den Master ist nur mit einem Musiktherapie-Bachelor möglich. Es müssen hier eine ganz bestimmte festgelegte Stundenzahl, Praxiserfahrungen und z. B. auch Selbsterfahrungen im Sinne einer Lehrtherapie nachgewiesen werden. Das macht die Hürde natürlich gerade auch für Studierende aus Deutschland z. B. recht hoch. Das ist ein wenig die Kehrseite an dem an sich außergewöhnlichen Musiktherapiegesetz. Der hohe Standard, der hier gesetzt wurde, ist aber auf der anderen Seite für die Weiterentwicklung des Faches sehr sinnvoll.

Wie viele Plätze gibt es im neuen Masterstudium, gibt es hierfür auch nochmals ein Aufnahmeverfahren und handelt es sich dabei um ein Vollzeitstudium?

Wir können aktuell bis zu 15 Plätze vergeben und haben im ersten Durchgang nun neun Studierende. Ich nehme also an, dass dies auch künftig das Mittel sein wird. Für einen Masterstudienplatz wird, nach erfolgreichem Abschluss des Wiener Bachelor-Studiums, nur noch ein Motivationsgespräch geführt. Bei Studierenden von außerhalb werden mitunter Teile der Bachelor-Zulassungsprüfung ergänzt. Aktuell ist der Musiktherapie-Master als Vollzeitstudium angesetzt. Hier wird aber sicher die Zukunft zeigen, was möglich sein und was von den Studierenden gewünscht wird bzw. was am meisten Sinn macht.

Welche Voraussetzungen sollte man für das Bachelorstudium mitbringen? Was ist bei der Aufnahmeprüfung zu absolvieren? 

Von 40 bis 60 Bewerberinnen und Bewerbern pro Jahr werden nur zehn Studierende aufgenommen und müssen hierfür eine Zulassungsprüfung in drei Teilen bestehen. Zum einen gibt es einen musikalischen Teil, bei dem die Kandidatinnen und Kandidaten vom Blatt singen, Gitarre, Klavier und Rhythmusinstrumente spielen müssen. Es ist wichtig, dass die künftigen Studierenden eine breite musikalische Bildung, eine flexible Musikalität und musikalische Sozialisation mitbringen. Dazu kommt eben dann ein Hauptinstrument, in dem sie im Studium dann auch noch in Einzelstunden unterrichtet werden. Der zweite Teil der Zulassungsprüfung ist musiktherapeutischer Natur. Hier geht es um die Eignung für einen therapeutischen Beruf. Dies wird in Impro-Sitzungen, mit unterschiedlichen Aufgaben und Gruppensettings ermittelt. Den Abschluss der Zulassungsprüfung bildet der dritte Teil: ein Einzelgespräch mit der Kandidatin oder dem Kandidaten. Das Auswahlverfahren ist recht aufwendig, sorgt aber dafür, dass wir nur sehr wenige Studierende haben, die das Studium abbrechen.

Arbeiten die meisten Absolventinnen und Absolventen nach dem Abschluss eher selbstständig oder in einem Angestelltenverhältnis?

Einen guten Überblick über die Berufsgegebenheiten bieten uns die Berufsgruppenerhebungen, die wir zusammen mit den Berufsverbänden 2011, 2018 und zuletzt 2022 durchgeführt haben. Der aktuelle Musiktherapie-Monitor 2022 zeigt, dass die meisten angestellt sind – vor allem in Krankenhäusern, der Erwachsenenpsychiatrie und nun auch immer öfter in pädagogischen Einrichtungen. Viele haben die Selbstständigkeit allerdings so als Spielbein nebenher. Man sieht auch klar, dass die meisten in Teilzeit arbeiten, da viele selbst musikalisch aktiv sind. Das macht die Musiktherapie auch zu einem so spannenden Berufsfeld, da man sehr viele kreative Möglichkeiten hat, um sich ein ganz persönliches Portfolio zusammenzustellen.

Nachdem wir es vorhin schon kurz angesprochen haben: Auch die fortwährende Forschung und neue Einsatzgebiete für die Musiktherapie sind wichtige Aspekte. Gibt es bestimmte laufende oder kommende Projekte des Instituts bzw. des Zentrums für Musiktherapie-Forschung?

Neben „Gesund aus der Krise“, das ja im Zuge der Pandemie entstanden ist, gab es natürlich während der Pandemie unser Projekt „Lieblingslied“, bei dem sich Menschen ihr Lieblingslied wünschen konnten und dann innerhalb von 48 Stunden von einer Musiktherapeutin oder einem -therapeuten kontaktiert wurden. Meine Kollegin Julia Fent hat gerade das spannende Projekt „SpielRaum schaffen“ zusammen mit dem Obdach Wurlitzergasse durchgeführt, im Zuge dessen einmal in der Woche ein halber Tag Musiktherapie für Wohnungslose angeboten wurde. Ebenso wie unser bereits 2014 initiiertes Programm „Musik für Flüchtlinge“ zusammen mit dem Integrationshaus Wien zeigt auch dieses Projekt, dass die Musiktherapie speziell in der therapeutischen Arbeit mit marginalisierten Gruppen viele interessante Chancen bietet.

Gibt es bei dem Musiktherapie-Projekt für Wohnungslose Pläne der Fortführung?

Das Projekt hat die sehr gute Wirksamkeit der Musiktherapie in diesem Kontext bestätigt und natürlich ist der Fonds Soziales Wien Obdach mit dem großen Wunsch an uns herangetreten, das Projekt fortzuführen. Hier wäre allerdings langfristig die Politik gefragt, um eine Finanzierung sicherzustellen.

Stichwort Politik: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Musiktherapie?

Der größte Wunsch ist sicherlich, dass Musiktherapie in naher Zukunft eine Krankenkassenleistung in der ambulanten Versorgung wird. Ein sinnvoller Tarif für die Therapeutinnen und Therapeuten würde in diesem Zusammenhang dann sicher auch zu einer Verschiebung beim aktuellen Angestellten-Selbstständigen-Verhältnis führen. Generell wünsche ich mir, dass künstlerische Therapien mehr Eingang in den medizinischen Bereich finden, weil sie den Patientinnen und Patienten mehr Zeit zur kreativen Entfaltung bieten und sehr ressourcen- und nicht so sehr defizitorientiert sind. Das halte ich für ein sehr wichtiges Gleichgewicht in der aktuellen Entwicklung des Gesundheitswesens.

Nähere Infos zum Studiengang findest du unter mdw.ac.at/imt/

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