In seinem Buch, das nun zum ersten Mal in deutscher Sprache erschienen ist, widmet sich Bonanno der Reaktion auf traumatische Erlebnisse und dem Umstand, dass wir der Resilienz mehr Platz auf diesem Feld einräumen sollten.
George Bonanno beschäftigt sich seit mittlerweile 30 Jahren mit der Resilienz von Menschen, denen Traumatisches oder Verlust widerfahren ist und lehrt als Professor für Klinische Psychologie an der renommierten Columbia University. Das Erste, das uns oftmals in den Sinn kommt, wenn es um die Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen geht, ist PTBS. Doch die Forschungen von Bonanno zeigen, dass die Reaktion darauf in viel mehr Fällen Resilienz ist. Sind wir widerstandsfähiger, als wir uns selbst zutrauen? Was sorgt dafür, dass wir es dennoch manchmal nicht sind und was können wir aus diesen Erkenntnissen lernen, um in Zukunft besser mit Stress umzugehen?
In seinem Buch „Das Ende des Traumas. Wie das Wissen über Resilienz unser Traumaverständnis revolutioniert“, dieses Jahr erstmals im Deutschen erschienen im Klett-Cotta-Verlag, setzt sich Bonanno mit eben diesen Fragen auseinander. Anhand von Fallstudien, die von einem Unfallopfer mit schweren Wirbelsäulenverletzungen bis hin zu Überlebenden der Anschläge vom 11. September 2001 ein sehr breites Spektrum an Beispielen abdecken, wird die Entwicklung von Traumata dargestellt. Es gibt einen erhellenden Überblick über die Geschichte von PTBS und der Erforschung der Resilienz mit Referenzen zu Suzanne Kobasa und Salvatore Maddi.
Die Erkenntnis, die Basis für alle weiteren Fragen und Antworten, ist: Resilienz ist ein Ergebnis des Lebenslaufs und nicht eine Persönlichkeitseigenschaft oder ein biologischer Faktor und einer der Schlüssel zu Resilienz, ist Flexibilität. Dabei ist allerdings anzumerken, dass z. B. sexuelle Traumata, die ja oftmals von einem Stigma der Scham oder auch der Täter-Opfer-Umkehr begleitet werden, keinen Eingang in die Betrachtungen finden. Hier stellt sich die Frage, ob man zum selben Verhältnis von Resilienz und Belastungsstörung als Reaktion auf das Trauma kommen würde.
Trotzdem schafft das Buch eine neue, sehr spannende Sichtweise auf ein umfangreiches Thema, das z. B. auch in puncto der generationenübergreifenden Auswirkung der Epigenetik auf die Traumareaktion noch sehr viel Raum für Forschung und Erkenntnis birgt.
Infos zum Buch
Titel: Das Ende des Traumas. Wie das Wissen über Resilienz unser Traumaverständnis revolutioniert
Autor: George A. Bonanno
Verlag DE: Klett-Cotta-Verlag
Originaltitel: The End of Trauma: How the New Science of Resilience Is Changing How We Think About PTSD
Verlag EN: Basic Books
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