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Dein Finanzplan für die Praxis-Gründung: Schritt für Schritt zum Erfolg

Vom Break-Even-Point bis zu EBIT – wir zeigen dir, was alles in einen Finanzplan hineingehört, damit deine Praxis oder dein Projekt, die finanzielle Unterstützung bekommen, die sie verdienen.

Wer seine eigene Praxis gründen oder innerhalb seiner bestehenden Praxis ein neues Projekt starten möchte, der braucht einen Plan. Genauer gesagt einen Businessplan. Das Herzstück davon ist der Finanzplan. Er besteht aus Zahlen, aktuellen Fakten und Prognosen für die Zukunft, die Aufschluss darüber geben, ob eine Gründung oder ein neues Projekt wirtschaftlich sinnvoll ist. 

Doch wo fängt man an und was muss alles hinein in einen solchen Finanzplan? Wir geben dir einen Überblick und Tipps zur Erstellung!

Wozu brauchst du einen Finanzplan?

Dein Finanzplan und dein Businessplan im Allgemeinen sind für zwei Aspekte deiner Gründung oder Projektplanung wichtig. Zum einen behältst du selbst so besser den Überblick und kannst finanzielle Risiken möglichst früh erkennen. Zum anderen ist ein Finanzplan essentiell, um Banken, Investorinnen und Investoren oder andere Geldgeberinnen und Geldgeber von deinem Projekt zu überzeugen.

Welche Punkte sollten in deinem Finanzplan drinnen stehen?

  • Umsatzplanung 
  • Variable Kosten 
  • Laufende und betriebliche Kosten 
  • Gründungskosten 
  • Investitionen 
  • Kapitalbestand und -bedarf 
  • Finanzierungsplan 
  • Kosteneffizienzrechnung

Was kommt in die Umsatzplanung?

Hier kommt deine Einschätzung der Umsätze hinein, die du mit deinen Produkten und/oder Dienstleistungen in den ersten Wochen und Monaten erzielen wirst. Hierzu benötigst du zunächst eine Preiskalkulation, du musst also die Preise für deine Produkte und Dienstleistungen festlegen. Für die Preiskalkulation ist es gut, einen Blick auf die Konkurrenz zu werfen und sich daran etwas zu orientieren.

Wie viel musst du für deine Dienstleistung oder dein Produkt verlangen, um langfristig deine Mietkosten, Lohnkosten und sonstige Ausgaben abzudecken, damit du möglichst schnell zu deinem Break-Even-Point kommst. Wenn du z. B. drei Behandlungen am Tag benötigst, um deine Ausgaben für den Tag abzudecken, dann ist das dein Break-Even-Point. Wenn du vier Behandlungen pro Tag anbietest, machst du Gewinn, sind es nur zwei, liegst du in der Verlustzone. Für die Umsatzplanung ist es wichtig zu bedenken, dass du bei der Gründung deiner Praxis neu am Markt bist – deine Zahlen werden also am Anfang wahrscheinlich nur langsam ansteigen.

Welche Kosten fallen an?

Die Kosten, die du in deinem Finanzplan erfasst, setzen sich aus variablen und fixen Kosten zusammen. Zu den variablen Kosten zählen nicht gleichbleibende Ausgaben, die in Zusammenhang mit deinem Produkt und/oder deiner Dienstleistung stehen, also z. B. Materialkosten. Die Fixkosten setzen sich aus wiederkehrenden Ausgaben zusammen, wie beispielsweise Miete, Löhnen, Versicherungen etc. Aus der Gegenüberstellung deiner Ausgaben und deiner Preisgestaltung sowie deiner Einnahmen ergibt sich deine Gewinn- und Verlustrechnung und du kannst die Deckungsbeitragsrechnung aufstellen. Der Deckungsbeitrag zeigt, wie viel nach Abzug der variablen Kosten vom Verkaufserlös übrig bleibt, um deine Fixkosten abzudecken. Der Deckungsbeitrag sollte immer positiv ausfallen, damit du im Laufe der Zeit Gewinn machst.

Welche Kosten erwarten dich bei der Gründung?

Im Zuge einer Gründung fallen unterschiedliche Kosten und Gebühren an, die du dir vorab genau ansehen solltest, um einen guten Überblick zu bekommen. Du lässt dich vielleicht im Vorfeld bei einem Gründercoaching beraten oder besuchst Weiterbildungen und Workshops zu diesem Thema. Du musst dein Gewerbe und dein Unternehmen eintragen lassen, brauchst etwaige Genehmigungen, um deine Praxis betreiben zu können, hast Ausgaben für Werbemittel, beschäftigst einen Anwalt und/oder Steuerberater und Notarkosten werden mitunter auch fällig. Hinzu kommen dann auch noch Kosten in Zusammenhang mit deinen Praxisräumlichkeiten, wie z. B. Maklerkosten oder für die Einrichtung.

Was fällt unter Investitionen?

Benötigst du für die Therapien, die du anbietest, ein bestimmtes Equipment oder Geräte? Investierst du gleich zu Beginn in eine teure Therapieliege oder startest du mit einem günstigen Modell und planst, nach den ersten zwei Jahren aufzurüsten? Plane nicht nur die Kosten zu Beginn, sondern auch die Investitionen, die du für die ersten Jahre deiner Unternehmensgeschichte benötigen wirst, damit alles Große schon vorab in deiner Finanzplanung vorgesehen ist. Zu diesem Punkt auch ein Tipp: Vergiss nicht, dass es zu Beginn wohl eine Phase gibt, in der du schon Miete zahlst, aber noch keine Einnahmen hast, weil du die Räumlichkeiten erst renoviert, einrichtest etc. Dieser Aspekt muss in deine weiteren Berechnungen einfließen.

Wie berechnest du deinen Kapitalbedarf?

Du weißt nun, welche Investitionen und Gründungskosten du zum Start deiner Praxis aufbringen musst, wie viel Geld du am Anfang voraussichtlich zur Verfügung haben wirst, um z. B. eine etwaige Kreditrate zurückzahlen zu können und wann du den Break-Even-Point erreichen willst, also jenen Punkt, an dem du beginnst, Gewinn zu machen. Demgegenüber steht das Kapital, das du selbst einbringen kannst. Am besten stellst du also eine Prognose auf, wann du deinen Break Even Point erreichst und berechnest, welche Kosten in dieser Zeit auf dich zukommen werden, addierst die einmaligen Ausgaben im Zuge der Gründung und ziehst dein Eigenkapital ab. So kommst du auf den Kapitalbedarf und kannst nun darlegen, wie du diesen abdecken möchtest. Vielleicht bekommst du noch Fremdkapital hinzu, hast einen Investor oder musst alles mittels eines Kredits aufbringen.

Was ist die Rentabilitätsrechnung?

Sie steht am Ende eines Finanzplans und schlüsselt nochmals die wichtigsten Zahlen eines Geschäftsjahres in deiner Praxis auf. So kann die Person, der du deinen Finanzplan vorlegst, um einen Kredit zu beantragen oder einen Investor für dich zu gewinnen, alles Wichtige auf einen Blick sehen. Hier finden z. B. auch Bruttomargen, also der vorsteuerliche Gewinn abzüglich der Produktions- und Verkaufskosten, Eingang.

Was sind EBT, EBIT, EBITA und EBITDA?

Im Zuge der Rentabilitätsrechnung wirst du eventuell auf diese Begriffe stoßen, deshalb schlüsseln wir dir kurz auf, was sie bezeichnen: 

  • EBT: Gewinn vor Steuern
  • EBIT: Gewinn vor Steuern und Zinsen 
  • EBITA: Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen auf immaterielle Wirtschaftsgüter 
  • EBITDA: Gewinn vor Steuern, Zinsen sowie Abschreibungen auf immaterielle Wirtschaftsgüter und Sachanlagen 

Diese wirtschaftlichen Kennzahlen dienen dazu, in deiner Gewinn- und Verlustrechnung, die du für deine Rentabilitätsrechnung verwendest und um Details ergänzt, den voraussichtlichen wirtschaftlichen Erfolg darzustellen.

Was solltest du bei der Erstellung deines Finanzplans beachten?

Bei einer Neugründung musst du prognostizieren und die Zukunft deines Unternehmens vorhersagen. Bleibe dabei realistisch und plane finanzielle Polster für schwierige Zeiten ein. Wenn alles besser läuft, aber wenn es wie meistens am Anfang nur langsam vorangeht, bist du gut vorbereitet und im besten Fall finanziell sicher aufgestellt

Es reicht zudem nicht einfach, irgendwelche Zahlen aus dem Hut zu zaubern. Überlege und berechne diese so genau und nachvollziehbar wie möglich, damit du sie vor potenziellen Geldgebern sinnvoll argumentieren kannst. 

Wie bei deinen Unterlagen bei einem Bewerbungsgespräch sollte auch bei deinem Finanzplan das Layout passen und die Darstellung deiner Zahlen einen professionellen Eindruck machen. Die Optik ist wichtig, der Inhalt noch mehr. Gehe deinen Finanzplan daher am besten nochmals mit deiner Steuerberaterin oder deinem Steuerberater durch, um sicherzugehen, dass du nichts Wichtiges vergessen hast und die Zahlen korrekt sind. 

Wir wissen: Aller Anfang ist schwer, aber hoffentlich konnten dir dieser Überblick und die Begriffserklärungen weiterhelfen, um mit deiner Finanzplanung zu beginnen. Wir haben hier noch einige praktische Tools für dich. 

Let’s get this business/project started!

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