In der dritten Staffel des hashtagPRAXIS Podcasts – hosted by appointmed: Julia Irnich, Ernährungswissenschaftlerin und Presse-Verantwortliche beim VDOE im Gespräch.
Berufsverbände unterstützen ihre Mitglieder auf allen Stationen der beruflichen Karriere – während des Studiums, beim Berufseinstieg, beim Weg in die Selbstständigkeit, bei rechtlichen Problemen ebenso wie beim Umsetzen neuer Gesetzgebungen. Der VDOE ist der Verband für Oecotrophologie, Ernährungs-, Haushalts- und Lebensmittelwissenschaften und zählt aktuell an die 4.100 Mitglieder in ganz Deutschland. Julia Irnich zeichnet für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich und spricht im Talk mit Adela von appointmed über die Vorteile einer Mitgliedschaft, die Aufgaben des Verbandes und warum es schon für Studierende viele Vorteile haben kann, ein Teil des VDOE zu werden.
Hallo Julia! Schön, dich heute als Gast bei uns zu haben. Bitte stell dich doch einfach mal kurz vor.
Mein Name ist Julia Irnich. Ich bin Ernährungswissenschaftlerin und seit zwei Jahren beim Berufsverband Oecotrophologie, kurz VDOE, im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig.
Wie bist du zum Verband gekommen?
Ich habe nach meinem Bachelor-Studium ein paar Jahre als Diabetes-Beraterin gearbeitet und wollte mich noch breiter aufstellen und tiefer in den Bereich Ernährungswissenschaften eintauchen. Ich habe dann das Master-Studium an der Hochschule Niederrhein abgeschlossen und dann geschaut, welche Optionen mir mit dem Abschluss offenstehen. Da kam mir die Ausschreibung der Trainee-Stelle beim VDOE gerade recht. Wo sonst als beim Berufsverband kann man die unterschiedlichen Möglichkeiten, die Oecotrophologinnen und Oecotrophologen offenstehen, besser kennenlernen. Nach kurzer Zeit hat sich dann die Möglichkeit ergeben, die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu übernehmen, was mir sehr gut gepasst hat, da mich Kommunikation auch schon lange interessiert hat.
Perfekt, wenn man seinen Beruf und weitere Leidenschaften verbinden kann. Erzählt uns doch bitte etwas über den Hintergrund des VDOE? Wofür steht der Verband und wofür setzt er sich ein?
Der VDOE ist seit 50 Jahren die berufspolitische Vertretung für alle, die Oecotrophologie oder ein vergleichbares Studium absolviert haben oder gerade absolvieren. Wir stehen in ständigem Kontakt mit Medien, Arbeitgebern, Behörden sowie Universitäten und repräsentieren derzeit 4.100 Mitglieder, wovon ungefähr 500 Studierende sind. Des Weiteren unterstützen uns auch circa 80 kooperative Mitglieder wie Unternehmen, Verbände, Hochschulen und Institutionen.
Und der Berufsverband hilft seinen Mitgliedern in allen beruflichen Fragen weiter, also vom Studium, über den Berufseinstieg, die weitere Qualifikation und das berufliche Weiterkommen. Unser vorrangiges Ziel ist es, die vielfältigen Kompetenzen unserer Berufsgruppe sichtbar zu machen und gleichzeitig auch Arbeitsgebiete zu erschließen und den qualifikationsgerechten Einsatz zu sichern und zu fördern.
Wie seid ihr innerhalb des Verbandes organisiert?
Wir haben eine Geschäftsstelle aus hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in unterschiedlichen Bereichen arbeiten, abhängig von unserem Angebotsspektrum, das zu einem Großteil aus Weiterbildungen besteht. Auch in der Öffentlichkeitsarbeit sind wir ganz gut aufgestellt.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Aspekt der Vernetzung, mit regionalen Gruppen und verschiedenen Netzwerken. Das Ehrenamt ist bei uns ebenfalls sehr wichtig. Wir haben beispielsweise einen ehrenamtlichen Vorstand und ehrenamtliche Arbeitskreise, die vor allem die fachliche Arbeit machen, also beispielsweise Leitlinienarbeit und auch beim Disease-Management-Programm Adipositas mitgewirkt haben. Wir sind also ein Zusammenschluss aus Haupt- und Ehrenamt.
Wo liegen die konkreten Vorteile einer Mitgliedschaft beim VDOE für Studierende und Berufstätige in diesem Fachbereich?
Neben der berufspolitischen Vertretung und der Sichtbarmachung der Berufsgruppe, bieten sich noch weitere verschiedene Vorteile durch die Mitgliedschaft. Beispielsweise die Möglichkeit der Vernetzung und des Austausches mit Berufskolleginnen und -kollegen. Dies ist vor allem im selbstständigen Bereich ganz wichtig. Wir bieten ein großes Weiterbildungsprogramm, mit dem man sich laufend weiterqualifizieren kann – auch nach dem Abschluss. Der VDOE bietet verschiedene Vergünstigungen bei Veranstaltungen oder für Fachmedien und teilt Informationen, was zum Teil einen Informationsvorsprung bietet.
Wir haben zudem spezielle Angebote für Studierende und Berufstätige, die sehr unterschiedlich und vielfältig sind. So haben wir verschiedene Kooperationen, wie zum Beispiel auch mit appointmed. Hier können Mitglieder des Verbandes die Praxis-Software günstiger nutzen. Das ist für Selbstständige im Bereich Ernährungsberatung und -therapie sehr interessant und erleichtert den Praxisalltag.
Im Gespräch mit unseren appointmed-Kundinnen und -Kunden zeigt sich immer wieder: Gerade die Themen Vernetzung und in der eigenen Fachrichtung auf dem neuesten Stand zu bleiben sind den meisten sehr wichtig. Beispielsweise gesetzliche Änderungen, wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse etc.
Ja, diese beiden Aspekte sind total wichtig. Vor allem in der Selbstständigkeit ist man ein großer Einzelkämpfer und da wollen wir unterstützen. Wir bieten Beratungsangebote für den Weg in die Selbstständigkeit an und begleiten die Kolleginnen und Kollegen dabei. Zudem geben wir Informationen zu gesetzlichen Vorgaben und Regelungen, aber auch zum Thema Abrechnung. In diesem Bereich ändert sich ja ständig etwas und da unterstützen wir, indem wir die wichtigen Informationen filtern und übersichtlich zur Verfügung stellen. Denn neben dem täglichen Job wäre es sehr viel Arbeit, sich hier alles Relevante selbst zusammenzusuchen.
Ich habe gesehen, dass ihr 2023 euer 50-jähriges Jubiläum gefeiert habt. Was waren die Highlights dieses besonderen Jahres?
Im Zuge unseres 50-jährigen Jubiläums hatten wir zwei Veranstaltungen. Einmal einen Empfang in Berlin, wo wir einfach den ganzen Verband und seine Arbeit gewürdigt haben – vor allem im berufspolitischen Metier. Und dann gab es zusätzlich noch ein Symposium in Gießen, da ebenfalls 2023 das Studium der Oecotrophologie sein 60-jähriges Jubiläum gefeiert hat. Das haben wir zum Anlass genommen, gemeinsam den Beruf, die Vielfältigkeit dieses akademischen Abschlusses und der Berufsgruppe zu feiern. Zu diesem Anlass haben Oecotrophologinnen und Oecotrophologen, die in unterschiedlichen Bereichen arbeiten, kleine Berufsporträts präsentiert. Alles in allem war es einfach sehr schön, zurückzuschauen und zu sehen, was man in 50 Jahren schon erreicht hat.
Mich hat bei der Recherche für unser Gespräch der Umfang des Beratungs- und Unterstützungsangebotes des Verbandes sehr beeindruckt. So gibt es ja auch einen Preis, der jährlich vergeben wird.
Genau, der Oecotrophica-Preis wird jährlich an Master-Studierende und Personen im Doktoratsstudium in den Bereichen Humanernährung, Ernährungsverhaltensforschung (Consumer Science) sowie Mikronährstoffe & sonstige Stoffe vergeben. Der Preis wird durch den Lebensmittelverband Deutschland gefördert und alle Absolventinnen und Absolventen können sich mit ihrer Arbeit dafür bewerben.
Es ist also eine tolle Förderung für Nachwuchsfachkräfte, die so die Möglichkeit haben, zu präsentieren, was sie besonders auszeichnet.
Uns ist es sehr wichtig, die Forschung in diesem Fachbereich zu unterstützen und zu fördern, da sie die Grundlage für unsere Arbeit ist. Das wollen wir unter anderem mit diesem Preis unterstützen.
Für den Oecothrophica Preis 2025 bewerben
vdoe.de/oecotrophica-preis/
Des Weiteren habt ihr eine E-Zertifikat-Plattform ins Leben gerufen. Was wird dabei konkret geprüft?
Wir haben das E-Zert gemeinsam mit dem Verband der Diätassistenten und QTAP ins Leben gerufen, weil die Ernährungsberatung in Deutschland kein geschützter Beruf ist. Nur die Diätassistenz ist ein geregelter Heilberuf. Das heißt, die dürfen in dem Bereich ganz offiziell arbeiten und sind dort anerkannt. Ein Studienabschluss im Bereich Ernährungsberatung ist einfach sehr breit gefächert und man kann in sehr, sehr unterschiedliche Bereiche gehen. Dieses Zertifikat und andere, die wir im Moment in Deutschland haben, die auch von den Krankenkassen anerkannt sind, gewährleisten im Prinzip die Qualitätssicherung, damit gewisse Bereiche wie Diätetik im Studium und auch in der Weiterbildung am Ende ausreichend abgedeckt sind.
Das E-Zert bestärkt zudem auch das Ziel, sich zusammenzuschließen. Aktuell gibt es viele verschiedene Zertifikate. Wir wollen in diesem Bereich mit den Diätassistentinnen und -assistenten zusammenarbeiten, um mehr Sichtbarkeit zu erlangen und Zertifikate übersichtlicher zu gestalten. Der VDOE hat 4.000 Mitglieder, aber es hat einfach nochmal viel mehr Schlagkraft, wenn wir uns mit den anderen Organisationen und Verbänden zusammenschließen. Zudem schafft es auch mehr Übersichtlichkeit für Ärztinnen und Ärzte, Krankenkassen sowie Patientinnen und Patienten, die auf der Suche nach Beraterinnen und Berater sind. Genau, da sind wir gerade auf Hochtouren am Arbeiten, um dieses neue Zertifikat gut sichtbar zu machen und damit gut voranzukommen.
Ich finde eure Offenheit und Kooperation mit anderen Verbänden wunderbar und ein tolles Zeichen. Es ist kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander.
Ja, diese Zusammenarbeit ist uns sehr wichtig, beispielsweise auch mit den Ernährungsmedizinerinnen und -mediziner. So hatten wir dieses Jahr wieder einen Kongress zusammen und planen auch immer wieder gemeinsame Aktionen, wie im November die Malnutrition-Awareness-Week. Gemeinsam sind wir einfach viel lauter, können viel mehr Aufmerksamkeit generieren und die Zusammenarbeit ist am Ende sehr wichtig für eine qualitativ hochwertige Versorgung von Patientinnen und Patienten oder Betroffenen.
Nun gehen wir mal davon aus: Ich bin Absolventin der Oecotrophologie und habe dich auf einem Netzwerktreffen kennengelernt. Was wären die konkreten Vorteile, die ich von einer Mitgliedschaft beim VDOE hätte?
Da kommt es natürlich ein bisschen darauf an, in welchem Bereich man sich beruflich orientieren will. Wir haben unterschiedliche Möglichkeiten, zu helfen – auch wenn sich die Person noch im Studium befindet. Wir unterstützen zum Beispiel bei der Berufsorientierung. Das heißt, wir haben Veranstaltungen und Beratungsangebote, wo man einfach schauen kann, welche Bereiche es eigentlich gibt und wie man sich die eigene Karriere vorstellt.
Wir haben aber gleichzeitig auch natürlich unterschiedliche Veranstaltungen, die verschiedene Berufsgruppen interessieren können. Unsere Seminare sind sehr breit aufgestellt und sind nicht nur für Beratung und Therapie interessant. Ich glaube, das Netzwerken ist in dem von dir genannten Beispiel auch nochmal wichtig zu nennen. Wenn man als Studierende oder frisch gebackene Absolventin einsteigt, kann man direkt von den Erfahrungen der Berufserfahrenen im Verband lernen und auf unterschiedlichste Weise mit ihnen in Kontakt treten.
Auf welche Weise werde ich von euch über eure Angebote informiert? Gibt es einen Newsletter, Podcast oder Ähnliches?
Einen Podcast haben wir leider noch nicht, aber mal sehen, was die Zukunft bringt.
Viele Informationen sind bereits auf unserer Website vdoe.de zu finden. Dafür muss man auch kein Mitglied sein. Im Rahmen einer Mitgliedschaft haben wir unter anderem einen Stellenservice-Newsletter, der vor allem für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger interessant ist. Zudem haben wir einen regulären Newsletter für unsere Mitglieder, der alle zwei Wochen versendet wird und in dem wir Informationen verbreiten und Abonnentinnen und Abonnenten auf dem Laufenden halten. Wir sind aber auch in den sozialen Medien, also auf Instagram, LinkedIn und Facebook, unterwegs. Dort kann man uns gerne folgen und erhält Informationen zu unserer Arbeit und zu Angeboten. Bei konkreten Fragen kann man sich jederzeit gerne telefonisch oder per E-Mail bei uns melden.
Fällt dir ein Beispiel aus der letzten Zeit ein, wo euch ein bestehendes Mitglied mit einem Anliegen bei euch Unterstützung erbeten hat?
Wir haben zuletzt für eine große Mitgliedergruppe zu einem Referentenentwurf des Gesundes-Herz-Gesetzes der Bundesregierung Stellung genommen. Da haben wir uns positioniert und auch an der Anhörung teilgenommen. Das Gesetz sieht vor, dass erweiterte Leistungen im Rahmen der Gesundheitsuntersuchungen zur Früherkennung und Versorgung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu Lasten etablierter Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention umgesetzt werden. Ein großer Teil unserer Mitglieder ist im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention tätig und das sind einfach etablierte Maßnahmen, die hier im Prinzip gefährdet werden. Wir haben uns dafür eingesetzt und eine Stellungnahme veröffentlicht, um Einfluss auf dieses Gesetz nehmen zu können.
Das ist natürlich sehr gut, wenn ich weiß, dass man einen starken Partner hat, der sich für meine Interessen einsetzt.
Ganz genau, die Gesetze und Regeln haben einen direkten Einfluss auf den Alltag unserer Mitglieder und darauf, wie die Finanzierung funktioniert. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns als Verband dafür einsetzen und im Zweifelsfall Einfluss auf solche Gesetze nehmen können.
Soweit ich gesehen habe, gibt es auch immer einen Zwei-Jahres-Bericht.
Tatsächlich veröffentlichen wir regelmäßig einen Jahresbericht. Das kennt man so ja auch von anderen Organisationen. Da geht es einfach darum, ein bisschen unsere Arbeit der letzten Jahre bekanntzumachen. Der Zwei-Jahres-Bericht hat sich so ergeben, weil diese Zeitspanne zur Amtsperiode unseres Vorstandes passt. Da haben wir einfach mal zusammengetragen, was wir in den letzten zwei Jahren so umgesetzt haben. Es ist einfach gut, alles nochmal zusammengefasst zu sehen. Man arbeitet ja immer so vor sich hin und da ist es gut zusammenzufassen, was man alles geschafft hat.
Welches Feedback bekommt ihr von euren Mitgliedern?
Wir haben sehr aktive und weniger aktive Mitglieder. Wir haben zum Beispiel für das E-Zert sehr positive Rückmeldungen bekommen. Das wird von vielen Mitgliedern auch sehr unterstützt. Natürlich gibt es aber immer Bereiche, für die wir uns noch einsetzen können und es ist uns wichtig, dazu Feedback zu bekommen. Wir haben vor kurzem unsere Mitgliederbefragung beendet, aber wir sind noch in der Auswertung. Die Stimmen unserer Mitglieder sind für uns ganz wichtig, denn darauf baut unsere Arbeit auf und daran wollen wir uns orientieren. Das ist bei einer so vielfältigen Mitgliedschaft und vielen verschiedenen Berufsgruppen auch sehr wichtig.
Die Ergebnisse der Mitgliederbefragung
cms.e-zert.de/files/meinungsumfrage.pdf
Wie wird man nun bei euch Mitglied?
Alle, die Oecotrophologie, Haushalts-, Ernährungs-, Lebensmittelwissenschaft oder ein vergleichbares Studium absolviert haben oder aktuell studieren – da gibt es mittlerweile einfach sehr viele unterschiedliche Studienbezeichnungen – können bei uns Mitglied werden. Ganz einfach über ein Antragsformular auf unserer Website. Für Studierende bieten wir seit 2021 auch eine vergünstigte Probemitgliedschaft an, um den Berufsverband schon im Studium kennenzulernen und davon zu profitieren.
Gibt es abschließend noch etwas, das du den Leserinnen und Lesern mitteilen möchtest?
Ich glaube, es ist nochmal gut zu betonen, dass es wichtig ist, sich schon im Studium zu interessieren, zu orientieren und zu schauen, wo man hin möchte und wie man dahin kommt. Den Berufsverband in diesem Zusammenhang kennenzulernen und zu schauen, was man davon hat und wie man in Kontakt treten kann, kann dabei sehr hilfreich sein. Das kann einen auf seinem beruflichen Weg sehr stark unterstützen.
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