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Zertifizierungen der Berufsverbände: Qualitätssicherung in der Aus- und Weiterbildung in Deutschland

Berufsverbände in Deutschland sichern durch Zertifizierungen die Qualität therapeutischer Ausbildungen. Erfahre mehr über die wichtigsten Zertifikate und den Weg dorthin.

In einer Zeit, in der die Auswahl an therapeutischen Angeboten vielfältiger denn je ist, wird die Qualitätssicherung von Aus- und Weiterbildungen zu einem entscheidenden Faktor. Berufsverbände spielen dabei eine zentrale Rolle: Durch Zertifizierungen stellen sie sicher, dass Therapeutinnen und Therapeuten fundierte Ausbildungen durchlaufen und aktuelle Standards einhalten. Diese Siegel der Qualität bieten nicht nur Orientierung für Fachkräfte, sondern sind auch für Patientinnen und Patienten ein wichtiges Instrument. Denn wer sich in Bereichen der Therapie für eine Fachperson entscheidet, möchte sich auf fundierte Qualifikationen und geprüfte Kompetenzen verlassen können. 

Wir zeigen die unterschiedlichen Zertifizierungen der Berufsverbände in Deutschland und geben Infos, wie diese erlangt werden können.


Physio Deutschland 

Physio Deutschland, der Deutsche Verband für Physiotherapie, bietet in Zusammenarbeit mit den jeweils zuständigen Arbeitsgemeinschaften spezialisierte Zertifikatsweiterbildungen an, die Physiotherapeutinnen und -therapeuten dazu befähigen, besondere Maßnahmen der physikalischen Therapie durchzuführen. Diese Maßnahmen gehen über die reguläre Berufsausbildung hinaus und sind notwendig, um bestimmte Leistungen mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnen zu dürfen. Grundlage dafür sind Vereinbarungen aus den 1980er-Jahren, die 1996 in offizielle Empfehlungen der Krankenkassenverbände überführt wurden. Ziel dieser Regelung ist es, die Versorgungsqualität gesetzlich versicherter Patientinnen und Patienten zu sichern und auf einem hohen fachlichen Niveau zu halten (§ 70 SGB V).

Da die klassische Berufsausbildung für bestimmte spezialisierte Behandlungsmethoden nicht ausreicht, sind zusätzliche zertifizierte Fortbildungen erforderlich. Diese Weiterbildungen schließen in der Regel mit einer Prüfung ab und berechtigen anschließend zur Abrechnung der jeweiligen Therapieform mit den Krankenkassen. Die Qualität und Eignung der Anbieter sowie der Dozentinnen und Dozenten wird vom Verband der Ersatzkassen überprüft.

Zu den anerkannten Zertifikatsweiterbildungen zählen:

  • Manuelle Therapie (MT)
  • Manuelle Lymphdrainage (ML)
  • Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation (PNF)
  • Gerätegestützte Krankengymnastik (KG-Gerät)
  • Krankengymnastik auf neurophysiologischer Grundlage nach Bobath (KG-ZNS) – für Erwachsene und Kinder
  • Krankengymnastik auf neurophysiologischer Grundlage nach Vojta (KG-ZNS) – für Erwachsene und Kinder

Auf der Website der Physio Deutschland findest du alle Fortbildungen und Veranstaltungen auf einen Blick. 

Darüber hinaus bietet der Verband auch eine Weiterbildung im Bereich der Tierphysiotherapie an. Diese Qualifikation richtet sich ausschließlich an staatlich anerkannte Physiotherapeutinnen und -therapeuten und ist in die Fachrichtungen Hund und Pferd unterteilt. Nur wer diese Zusatzqualifikation erfolgreich absolviert hat, darf den Titel „Tierphysiotherapeut des Deutschen Verbandes für Physiotherapie (ZVK) e. V.“ führen. Ein Lehrgang zum Fachbereich Hund startet im September 2025.

physio-deutschland.de


Deutscher Verband der ErgotherapeutInnen | DVE 

Der Deutsche Verband der ErgotherapeutInnen (DVE) vergibt zwar keine eigenen Zertifizierungen im klassischen Sinne, übernimmt jedoch eine wichtige Rolle in der Qualitätssicherung und Anerkennung ergotherapeutischer Weiterbildungen. Über die DVE Akademie bietet der Verband zahlreiche Fort- und Weiterbildungen an, von denen einige mit einem Zertifikat abschließen. 

Für den Erhalt eines solchen Zertifikats sind in der Regel eine abgeschlossene Ausbildung als Ergotherapeutin oder Ergotherapeut sowie die erfolgreiche Teilnahme an den jeweiligen Weiterbildungsmodulen erforderlich. Zudem arbeitet der DVE eng mit der World Federation of Occupational Therapists (WFOT) zusammen, deren Anerkennung als internationales Gütesiegel für Ausbildungsqualität gilt und auf den Standards des DVE basiert.

dve.info


Deutscher Bundesverband für Logopädie | dbl 

Der Deutsche Bundesverband für Logopädie (dbl) bietet gezielte Zertifizierungen für Logopädinnen und Logopäden an, die sich vor allem auf die Bereiche Lehre und frühkindliche Sprachförderung konzentrieren. Eines der zentralen Angebote ist das Zertifikat „LehrlogopädIn dbl“, das speziell für Logopädinnen und Logopäden entwickelt wurde, die in der Ausbildung tätig sind oder dies anstreben. Für Fachpersonen mit einem sprachtherapeutischen Abschluss ohne die Berufsbezeichnung „LogopädIn“ gibt es alternativ die Zertifizierung „Lehrende/r für Logopädie nach den Richtlinien des dbl“. Beide Zertifikate sind ausschließlich für Mitglieder des dbl zugänglich.

Darüber hinaus bietet der dbl zahlreiche weitere Fort- und Weiterbildungen an, die sich an aktuellen wissenschaftlichen Standards orientieren und auf die praktische Umsetzung logopädischer Therapien abzielen. Die Voraussetzungen für die Zertifikate variieren je nach Programm, setzen aber in der Regel eine abgeschlossene logopädische Ausbildung sowie – je nach Zertifikat – die Teilnahme an speziellen Fortbildungen und die Mitgliedschaft im dbl voraus.

dbl-ev.de


Verband für Ernährung und Diätetik e. V. | VFED

Der Verband für Ernährung und Diätetik e. V. (VFED) bietet Zertifizierungen für Diätassistentinnen und -assistenten sowie Ernährungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, etwa aus dem Fachbereich Oecotrophologie, an. Diese Zertifikate dienen als Qualitätsnachweis und sind oft Voraussetzung dafür, dass Beratungsleistungen von den gesetzlichen Krankenkassen anerkannt und bezuschusst werden.

Das zentrale Zertifikat ist die Qualifikation als „Qualifizierte/r Diät- und ErnährungsberaterIn VFED“. Es richtet sich an Personen mit einer abgeschlossenen Ausbildung oder einem Studium im Ernährungsbereich. Voraussetzung sind zudem die Mitgliedschaft in einem anerkannten Berufsverband (wie VFED, VDD oder VDOE), der Nachweis regelmäßiger Fortbildungen sowie das Einreichen aller geforderten Unterlagen. Dieses Zertifikat erfüllt die Kriterien des GKV-Präventionsleitfadens und ermöglicht die Kostenerstattung durch die Krankenkassen gemäß § 43 SGB V.

Für Studienabsolventinnen und -absolventen bietet der VFED zusätzlich den Service-Check „100 ECTS“ an. Er dient als Nachweis für die fachliche Eignung im Bereich Ernährungstherapie nach § 125 SGB V. Voraussetzung ist ein entsprechender Studienabschluss mit mindestens 100 ECTS-Punkten in relevanten Themenfeldern, ergänzt durch ein bereits bestehendes Zertifikat nach DGE-Kriterien und die Mitgliedschaft in einem Fachverband.

Zudem gibt es den Service-Check „Heilmittel“, der Diätassistentinnen und -assistenten bei der Zulassung als HeilmittelerbringerIn unterstützt – beispielsweise bei der Ernährungstherapie für Erkrankungen wie Mukoviszidose. Auch hier sind eine entsprechende Ausbildung, therapeutische Erfahrung und eine Fachverbandsmitgliedschaft erforderlich.

Die Zertifikate sind drei Jahre gültig. Für eine Verlängerung müssen innerhalb dieses Zeitraums 50 anerkannte Fortbildungspunkte gesammelt und die entsprechenden Nachweise rechtzeitig eingereicht werden.

vfed.de


Verband der Oecotrophologen | VDOE

Der Verband der Oecotrophologen e. V. (VDOE) vergibt das Zertifikat „Ernährungsberater/in VDOE“, das als anerkannter Qualitätsnachweis für qualifizierte Ernährungsberatung gilt. Dieses Zertifikat ist besonders relevant für die Kostenerstattung durch gesetzliche Krankenkassen im Rahmen der Prävention (§ 20 SGB V) und Ernährungstherapie (§ 43 SGB V). Seit Beginn 2025 kann der Antrag auf Zertifizierung nur noch über die neue Plattform E-Zert und nicht wie bisher über den VDOE gestellt werden. 

Um das Zertifikat zu erhalten, müssen Bewerberinnen und Bewerber ein abgeschlossenes Studium der Oecotrophologie, Ernährungswissenschaft oder eines vergleichbaren Studiengangs vorweisen. Zusätzlich ist eine anerkannte Zusatzqualifikation in Ernährungsberatung erforderlich, die bestimmte Umfangsanforderungen in Theorie und Praxis erfüllt. Ebenso ist praktische Berufserfahrung in der Ernährungsberatung nachzuweisen. Ein weiterer zentraler Bestandteil ist die Fortbildungspflicht, durch die sichergestellt wird, dass zertifizierte Berater:innen fachlich stets auf dem aktuellen Stand bleiben.

Das Zertifikat ist drei Jahre gültig und muss durch regelmäßige Fortbildungsnachweise rezertifiziert werden. Dies garantiert die nachhaltige Qualität der Beratung.

Mit dem Zertifikat können Oecotrophologinnen und Oecotrophologen nicht nur Leistungen mit Krankenkassen abrechnen, sondern auch ihre fachliche Kompetenz und Beratungsqualität gegenüber Klientinnen und Klienten sowie Kooperationspartnern belegen.

vdoe.de


Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen | BDP

Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) bietet eine Vielzahl an Zertifizierungen für Psychologinnen und Psychologen an, die als Qualitätsnachweise für spezifische Fachkompetenzen dienen. Diese Zertifikate sind in verschiedenen Arbeitsfeldern anerkannt und unterstützen die berufliche Profilbildung.

Zu den wichtigsten Zertifizierungen gehört der Titel „FachpsychologIn für Klinische Psychologie (BDP)”, der an Psychologinnen und Psychologen mit fundierter Ausbildung und Berufserfahrung in der klinischen Praxis vergeben wird. Auch in der Verkehrspsychologie können sich Psychologinnen und Psychologen mit entsprechenden Weiterbildungen und Praxiserfahrung als „FachpsychologIn für Verkehrspsychologie (BDP)” zertifizieren lassen – dieses Zertifikat ist fünf Jahre gültig und rezertifizierbar.

Für Psychologinnen und Psychologen, die im Bereich medizinische oder berufliche Rehabilitation arbeiten, gibt es die unbefristete Zertifizierung als „FachpsychologIn für Rehabilitation (BDP)”. Im Bereich der Palliativversorgung verleiht der Verband in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) das Zertifikat „FachpsychologIn Palliative Care (BDP-DGP)”.

Ein weiteres Zertifikat richtet sich an Psychologinnen und Psychologen, die in Gesundheitsförderung und Prävention tätig sind – die Zertifizierung für Psychologische Gesundheitsförderung (BDP). Wer als SupervisorIn arbeiten möchte, kann sich nach einer entsprechenden Ausbildung und Berufserfahrung als „SupervisorIn BDP” zertifizieren lassen.

Für den Bereich Lerntherapie bietet der BDP die Zertifizierung „Psychologischer LerntherapeutIn (BDP)” an. Im Kontext von Krisenintervention und Notfallhilfe gibt es die Möglichkeit, sich in Notfallpsychologie zertifizieren zu lassen – vorausgesetzt, es liegen einschlägige Qualifikationen und Praxiserfahrung vor.

Auch ein Zertifikat „Coach/Senior Coach BDP” steht in dem breitgefächerten Portfolio zur Verfügung. Zudem vergibt der BDP ein Gütezeichen „Online-Beratung durch PsychologInnen”, das hochwertige digitale psychologische Beratung sichtbar machen soll.

Ergänzend dazu bietet der BDP eine Bewertung ausländischer psychologischer Berufsqualifikationen an, um die Gleichwertigkeit mit deutschen Standards festzustellen und ggf. mit einem Zertifikat zu bestätigen. Die meisten Zertifikate sind unbefristet gültig, einige – wie in der Verkehrspsychologie – unterliegen einer regelmäßigen Rezertifizierung.

bdp-verband.de


Deutsche Psychotherapeuten Vereinigung | DPtV 

Die Deutsche Psychotherapeuten Vereinigung (DPtV) vergibt derzeit keine formellen Zertifizierungen für Psychotherapeutinnen und -therapeuten, wie sie beispielsweise vom BDP angeboten werden. Stattdessen legt die DPtV ihren Schwerpunkt auf hochwertige Fort- und Weiterbildungen sowie Maßnahmen zur Qualitätssicherung in der psychotherapeutischen Versorgung.

Ein zentrales Angebot ist der DPtV CAMPUS, unter dessen Dach seit 2012 ein breit gefächertes Fortbildungsprogramm organisiert wird. Dieses deckt Themen wie Berufspolitik, Fachthemen, Praxismanagement und spezielle Inhalte für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger ab. Die Veranstaltungen finden sowohl online als auch in Präsenz statt. Für alle Fortbildungsveranstaltungen wird eine Zertifizierung bei der jeweils zuständigen Psychotherapeutenkammer beantragt. Teilnehmende können so Fortbildungspunkte erwerben, die für die kontinuierliche berufliche Qualifikation relevant sind.

Darüber hinaus informiert die DPtV umfassend über die neue Weiterbildung in Psychotherapie (PtW), die auf dem reformierten Psychotherapeutengesetz basiert. Diese richtet sich an zukünftige Psychotherapeutinnen und -therapeuten und besteht aus strukturierten Ausbildungsmodulen, die Theorie und Praxis verbinden. Die DPtV stellt hierzu Informationen zu Anforderungen, Finanzierungsmöglichkeiten und institutionellen Voraussetzungen bereit.

Im Bereich der Qualitätssicherung unterstützt die DPtV ihre Mitglieder bei der Einführung und Anwendung von Qualitätsmanagementsystemen wie QEP (Qualität und Entwicklung in Praxen) und EPA (Europäisches Praxisassessment). Diese Instrumente sind auf psychotherapeutische Praxen zugeschnitten und sollen helfen, die Versorgungsqualität zu verbessern und den Praxisbetrieb effizient zu gestalten.

dptv.de

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