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Schwindel zählt zu den häufigsten Beschwerden, die Patientinnen und Patienten stark belasten können. Im Interview erklärt die Physiotherapeutin Petra Walk, warum sie sich auf Schwindeltherapie spezialisiert hat, welche Arten von Schwindel es gibt und wie moderne Diagnose- und Therapiemethoden helfen können.
Ob plötzlich auftretender Drehschwindel, anhaltende Gleichgewichtsstörungen oder unspezifisches Schwanken – Schwindel hat viele Gesichter und ebenso viele Ursachen. Für Betroffene bedeutet das oft eine lange Suche nach der richtigen Diagnose. Die Wiener Physiotherapeutin Petra Walk hat sich deshalb auf die Schwindeltherapie spezialisiert und behandelt seit mehreren Jahren ausschließlich Patientinnen und Patienten mit Schwindelbeschwerden. Im Gespräch erzählt sie, warum eine fundierte Spezialisierung in diesem komplexen Bereich so wichtig ist, welche Schwindelformen besonders häufig vorkommen und wie Physiotherapie mit gezielten Untersuchungen, Übungen und Manövern helfen kann. Zudem gibt sie Einblicke in ihre Fortbildungen für Kolleginnen und Kollegen, die sich ebenfalls in diesem Fachgebiet weiterentwickeln möchten.
Sie sind seit vielen Jahren als Physiotherapeutin tätig – was hat Sie dazu bewegt, sich speziell auf das Thema Schwindeltherapie zu konzentrieren?

Schwindel ist für mich ein sehr spannendes Feld, sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie. Da das Thema sehr komplex ist, muss man sich spezialisieren, um Patientinnen und Patienten wirklich fundiert helfen zu können. Deshalb habe ich vor einigen Jahren beschlossen, ausschließlich Schwindel-Patientinnen und -Patienten zu behandeln.
Gab es ein Schlüsselerlebnis, das Sie besonders geprägt hat?
In meiner Praxis erlebe ich viele besondere Fälle. Vor kurzem kam eine Patientin, die seit fünf Jahren unter Schwankschwindel beim Gehen litt und zusätzlich kurze Drehschwindelattacken hatte, die zu Stürzen führten. Trotz zahlreicher Untersuchungen konnte keine Ursache gefunden werden. Bei meiner Untersuchung mit Videonystagmographie im Rahmen eines Lagerungstests zeigte sich ein Lagerungsschwindel – verursacht durch Kristalle im vorderen Bogengang im Innenohr, was sehr selten ist. Nach einem Lagerungsmanöver war die Patientin beschwerdefrei. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig eine umfassende Untersuchung und spezialisierte Fortbildungen im Bereich Schwindel sind.
Welche verschiedenen Arten von Schwindel gibt es aus physiotherapeutischer Sicht?
Schwindel kann viele Ursachen haben – peripher, zentral oder auch funktionell. In meiner Praxis sehe ich häufig Patientinnen und Patienten mit typischem und atypischem Lagerungsschwindel, Neuritis vestibularis, Morbus Menière, vestibulärer Migräne, Akustikusneurinom, MdDS, PPPD und CANVAS.
Wodurch unterscheidet sich „harmloser“ Schwindel – beispielsweise wetterbedingt – von Symptomen, die auf eine ernsthafte Erkrankung hindeuten könnten?
Tritt Schwindel plötzlich auf, verbunden mit starkem Dreh- oder Schwankschwindel, Erbrechen und Gleichgewichtsstörungen, muss unbedingt abgeklärt werden, ob es sich um eine periphere oder zentrale Ursache handelt. Dafür gibt es standardisierte Tests, die von HNO-Ärztinnen und -Ärzten, Neurologinnen und Neurologen oder geschulten Physiotherapeutinnen und -therapeuten durchgeführt werden können.
Wie gehen Sie in der Praxis vor, um den Ursachen von Schwindel auf den Grund zu gehen?
Grundlage ist immer eine ausführliche Anamnese und eine gezielte Untersuchung. Mit speziellen Tests lässt sich unterscheiden, ob die Ursache peripher, zentral, funktionell oder durch eine andere Erkrankung bedingt ist.
Welche Untersuchungen und Tests können PhysiotherapeutInnen durchführen, um Schwindel zu differenzieren?
Hierfür gibt es unterschiedliche Untersuchungsgruppen, die bestimmte Tests inkludieren:
- Vestibuläre Untersuchung – Skew Deviation | SVV | Kopfimpulstest | Valsalva-Test | vibrationsinduzierter Nystagmus | Lagerungstest | Kopfschütteltest
- Okulomotorische Untersuchung – Sakkaden | Blickfolge | Blickhaltefunktion | optokinetischer Nystagmus | Vergenz | Fixationssuppression des VOR
- Neurologische Untersuchung – Koordination | somatosensorische Tests | Kraft
- Posturale Stabilität – CTSIB | Rhomberg | Dynamic Gait Index

Wie wichtig ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit ÄrztInnen, HNO- oder Neurologie-Fachrichtungen?
Sehr wichtig. Nur in enger Zusammenarbeit mit HNO-Ärztinnen und -Ärzten, Neurologinnen und Neurologen sowie Internistinnen und Internisten sind eine präzise Diagnose und die bestmögliche Therapie für Patientinnen und Patienten möglich.
Mit welchen Methoden und Übungen arbeiten Sie am häufigsten in der Schwindeltherapie? Gibt es bestimmte Ansätze oder Techniken, die Sie besonders wirksam finden?
Bei Lagerungsschwindel kommen gezielte Manöver zum Einsatz, je nach betroffenem Bogengang. Bei anderen Schwindelerkrankungen setze ich vestibuläre Rehabilitation ein – immer befundorientiert. Bei MdDS arbeite ich vor allem mit optokinetischer Therapie.
Was können Betroffene selbst tun, um ihre Balance und Stabilität langfristig zu verbessern?
Spezielle Übungen aus der vestibulären Rehabilitation sollten regelmäßig durchgeführt werden, besonders wenn mehrere Ursachen gleichzeitig vorliegen. Nur so lässt sich die Balance langfristig stabilisieren.
Sie geben inzwischen auch Fortbildungen für PhysiotherapeutInnen. Was vermitteln Sie dort schwerpunktmäßig?
Ich biete einen Grundkurs „Vertigo und Dizziness“ sowie Spezialkurse zu typischem und atypischem Lagerungsschwindel und MdDS an.
Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, dass mehr TherapeutInnen in diesem Bereich geschult werden?
Schwindel ist eines der häufigsten Symptome, doch es gibt zu wenige Ärztinnen und Ärzte sowie Therapeutinnen und Therapeuten, die darauf spezialisiert sind. Mein Ziel ist es, Wissen weiterzugeben und dazu beizutragen, dass mehr Fachleute sicher in der Diagnostik und Behandlung von Schwindelpatientinnen und -patienten werden.
Schwindel therapieren: Petra Walks Kurse auf einen Blick
Grundkurs | Vertigo und Dizziness

Der zweiteilige Kurs „Vertigo und Dizziness“ vermittelt Physiotherapeutinnen und -therapeuten sowie Ärztinnen und Ärzten fundiertes Wissen rund um die Diagnostik und Therapie von Schwindel. Im Mittelpunkt stehen praxisnahe Methoden, um Patientinnen und Patienten sicher untersuchen und gezielt behandeln zu können.
Teilnehmende lernen die Anatomie und Physiologie des vestibulären Systems kennen – von den Bogengängen und Otolithenorganen bis hin zu wichtigen Reflexsystemen. Im Abschnitt Anamnese und Untersuchung wird gezeigt, wie man systematisch Patientinnen und Patienten befragt, vestibuläre Tests anwendet und die posturale Stabilität beurteilt. Anschließend geht es um die klinischen Schwindelbilder: von peripheren und zentralen Störungen bis hin zu speziellen Syndromen wie PPPD.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der vestibulären Rehabilitation. Dazu zählen Übungen zur Verbesserung der Blickstabilität, Koordination von Augen- und Kopfbewegungen, Habituationstraining, Balanceübungen sowie optokinetische Verfahren. Auch die Durchführung von Lagerungsmanövern bei BPLS wird praxisorientiert vermittelt.
NÄCHSTER TERMIN
Grundkurs | Vertigo und Dizziness – Teil 1
07. und 08. Februar 2026 | Samstag – 09.00 bis 17.30 Uhr | Sonntag – 09.00 bis 16.30 Uhr | 440 Euro
Grundkurs | Vertigo und Dizziness – Teil 2
14. und 15. März 2026 | Samstag – 09.00 bis 17.30 Uhr | Sonntag – 09.00 bis 16.30 Uhr | 440 Euro
Spezialkurs | Mal de Débarquement Syndrom (MdDS)

Das Mal de Débarquement Syndrom (MdDS) ist eine seltene, oft übersehene neurologische Störung, die für Betroffene mit langwierigen Beschwerden verbunden ist. Viele Patientinnen und Patienten suchen über Jahre vergeblich nach einer richtigen Diagnose. Dieser Kurs richtet sich an Physiotherapeutinnen und -therapeuten sowie Ärztinnen und Ärzte, die lernen möchten, MdDS frühzeitig zu erkennen und wirksam zu behandeln.
Im Mittelpunkt stehen die Symptome und Subtypen von MdDS sowie aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu möglichen Ursachen. Teilnehmende erhalten einen Überblick über offizielle Diagnosekriterien und Richtlinien, inklusive der Abgrenzung zu wichtigen Differenzialdiagnosen wie Motion-Triggered MdDS, Spontaneous-Onset MdDS und PPPD.
Darüber hinaus vermittelt der Kurs praxisnahe Kompetenzen in der klinischen Untersuchung und Durchführung diagnostischer Tests. Auf Basis der neuesten Forschung werden Therapieoptionen und Behandlungsansätze vorgestellt, ergänzt durch Fallbeispiele aus der Praxis, die den Transfer in den klinischen Alltag erleichtern.
NÄCHSTER TERMIN
Für diesen Kurs gibt es aktuell noch keinen neuen Termin für 2026. Die Inhalte wird es allerdings in Kürze als Online-Produkt zum bequemen Lernen von zu Hause aus zu kaufen geben.
Spezialkurs | Typischer und atypischer benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel

Der Kurs richtet sich an Physiotherapeutinnen und -therapeuten sowie Ärztinnen und Ärzte, die ihr Wissen über Diagnostik und Therapie des Lagerungsschwindels vertiefen möchten. Während typischer Lagerungsschwindel zwar bekannt, aber oft nicht korrekt erkannt wird, ist der atypische Lagerungsschwindel für viele Fachpersonen noch weitgehend unbekannt. Der Kurs vermittelt aktuelles Wissen auf Basis neuester Forschungsergebnisse und zeigt moderne Untersuchungen sowie innovative Lagerungsmanöver.
Im Theorieteil werden die Anatomie und Physiologie des Labyrinths und Hirnstamms sowie die Pathophysiologie des Lagerungsschwindels behandelt. Anschließend liegt der Fokus auf Anamnese, Diagnostik und Differenzialdiagnosen, inklusive Kontraindikationen und möglichen Reaktionen.
Ein zentraler Bestandteil ist die Therapie des typischen und atypischen Lagerungsschwindels: von neuen Manövern bis hin zum Umgang mit Symptomen, die nach einem Manöver auftreten können. Abgerundet wird der Kurs durch Patientenbeispiele aus der Praxis, die die Umsetzung im klinischen Alltag erleichtern.
NÄCHSTER TERMIN
Spezialkurs | Typischer und atypischer benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel
21. und 28. Februar 2026 | Jeweils 09.00 bis 17.00 Uhr | 500 Euro
Jetzt für den Spezialkurs Typischer und atypischer benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel anmelden