Logopädie kann vor allem zu Beginn einer Demenzerkrankung mittels Sprachtherapie Großes leisten. Wir geben einen Überblick und haben Weiterbildungsangebote für diesen Themenbereich zusammengestellt.
Demenzerkrankungen äußern sich im Anfangsstadium vor allem durch Wortfindungsstörungen und andere Beeinträchtigungen des Sprachvermögens. Wie bei den meisten Erkrankungen – auch den chronischen und irreversiblen – ist eine frühe Diagnose und Behandlung wesentlich und kann das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen sowie eine gute Lebensqualität des oder der Erkrankten möglichst lange aufrechterhalten. Die Kombination aus diesen beiden Erkenntnissen hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass der Logopädie als nichtmedikamentöser Therapiemöglichkeit bei Demenz mehr und mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Wird die Logopädie schon länger von Ärztinnen und Ärzten zur Therapie von Demenz verordnet, so wird die Wichtigkeit einer Therapie am Beginn der Erkrankung und nicht erst, wenn sie schon mittelmäßig fortgeschritten ist, immer frappanter.
Beginn der Therapie
Sprache ist eines der wichtigsten Mittel, um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen, an der Gesellschaft teilzuhaben und sich selbst zu definieren. Speziell bei Demenzkranken, die zunehmend in allen Bereichen ihres Seins mit Verlust und Orientierungslosigkeit konfrontiert sind, kann der Erhalt der Sprache als wichtiger Anker im Krankheitsprozess dienen. Besonders sinnvoll ist die Anwendung logopädischer Therapiesitzungen am Beginn der Erkrankung, wenn die an Demenz erkrankte Person noch recht gut orientiert ist. Wichtig ist dabei zunächst eine Einschätzung, wo die betroffene Person sprachlich beim Sprechen, Lesen, Schreiben, im Dialog und in puncto digitaler Kommunikation steht. Auch die Biografie der erkrankten Person ist wesentlich, da man anhand dieser Themen wählen kann, zu denen ein besonderer Bezug besteht.
Logopädische Übungen
Über Lese- und Schreibübungen, Gespräche zu biografischen Themen sowie zusammen erarbeitete kurze Texte kann ein Profil der erkrankten Person erstellt werden, auf dem die Logopädin oder der Logopäde aufbauen kann. Dabei stehen immer das Können und nicht die Defizite im Mittelpunkt der Therapie. Der an Demenz erkrankte Mensch soll das Erfolgserlebnis haben, festzustellen, was alles nach wie vor möglich ist. Aus diesen positiven Erlebnissen kann neuer Mut geschöpft und die mentale Gesundheit gestärkt werden.
Angehörige einbeziehen
Besonders am Anfang, manchmal sogar bis zum Ende der Krankheit, werden Demenzkranke von Angehörigen betreut und gepflegt. Sie sind im Alltag dementsprechend oft die Hauptansprechpartner und sollten ebenfalls von Beginn an in die logopädische Therapie mit eingebunden und beraten werden. Digitale Gesundheitsanwendungen, z. B. in Form von Sprachtherapie-Apps, könnten hier in Zukunft zusätzliche Unterstützung für Angehörige schaffen. Während die DiGAs in Deutschland bereits auf Rezept verordnet werden können, wird in Österreich intensiv an einer Digitalisierung auf diesem Gebiet gearbeitet, wie auch das Projekt Digital Austria Act zeigt. Die im Juli 2024 präsentierte eHealth-Strategie sieht im Rahmen eines Pilotprojekts für 2025 erste Gesundheits-Apps vor. Die Prioritäten des Ausbaus des digitalen Gesundheitssystems sind zur Umsetzung bis 2030 geplant.
Nahrungsaufnahme und Schlucken
Weitere Felder, bei denen die Logopädie im Bereich Demenz helfen und unterstützen kann, sind die der Nahrungsaufnahme und im Zuge der Demenzerkrankung auftretenden Dysphagien, also Störungen des Schluckverhaltens. Im Zuge solcher Störungen kann es bei Menschen mit Demenz zu Mangelernährung und Dehydration kommen. Neben dem logopädischen Üben zur Verbesserung der Schluckfunktion, können Logopädinnen und Logopäden auch im fortgeschrittenen Stadium der Demenz therapeutisch und beratend zur Seite stehen. So können sie bei manifestierten Schluckstörungen die Nahrung und Getränke anpassen oder Angehörige beraten, wenn es um die Frage der künstlichen Ernährung durch eine PEG-Sonde geht.
Weiterbildung zu diesem Thema
Die AG „Sprachtherapie bei Demenz“ im Deutschen Bundesverband der akademischen Sprachtherapeuten lädt am 07. September und am 30. November 2024 zu Treffen, die jeweils von 11.00 bis 14.00 Uhr in hybrider Form im Raum Köln und online stattfinden. Eingeladen sind Therapeutinnen und Therapeuten, die sich zu Themen rund um die sprach- und schlucktherapeutische Versorgung von Menschen mit Demenz austauschen und weiterbilden möchten. Interessierte können sich vorab bei Antje Tontschoder Dieter Schönhals per E-Mail anmelden.
Auch ProLOG bietet im Bereich Fortbildungen zu Neurogenen Störungen im Herbst 2024 und Frühjahr 2025 einige Seminare und Vorträge zu diesem Themenbereich. Der Umstand, dass viele davon bereits ausgebucht sind, zeigt, dass das Thema Logopädie für Menschen mit Demenz großes Interesse weckt. Webinare, bei denen es aktuell noch freie Plätze gibt sind:
07. November 2024 | Gedächtnisstörungen im Alter
18. November 2024 | Logopädische Therapiemethoden für Menschen mit Demenz
25. November 2024 | Kommunikativ-pragmatische Leistungen bei Menschen mit Alzheimer-Demenz
22. und 23. März 2025 | Ausbildungsseminar für NEUROvitalis-TrainerInnen
28. und 29. März 2025 | Demenz im Fokus
23. Juni 2025 | Sprach- und Schluckstörungen bei Demenzen
Header © Pexels | Andrea Piacquadio