Ein Stethoskop und ein Herz stehen sinnbildlich für die Gesundheitsreform, die 2026 in Österreich geplant ist. Ein Stethoskop und ein Herz stehen sinnbildlich für die Gesundheitsreform, die 2026 in Österreich geplant ist.

Österreichs große Gesundheitsreform 2026: Was TherapeutInnen jetzt wissen sollten

Österreich startet eine umfassende Reformoffensive im Gesundheitswesen – mit weitreichenden Veränderungen, die auch für TherapeutInnen entscheidend sein könnten. Erfahre mehr über die Gesundheitsreform 2026.

Die jüngsten tragischen Ereignisse – unter anderem der Fall im Spital Rohrbach, bei dem eine Patientin an einem Aorteneinriss starb, weil kein Spital mit der nötigen gefäßchirurgischen Spezialisierung freie Kapazitäten hatte – haben das österreichische Gesundheitssystem erschüttert und den dringenden Bedarf nach strukturellen Veränderungen sichtbar gemacht. Bund und Länder haben nun im November gemeinsam eine umfassende Reformoffensive gestartet. Die „Reformpartnerschaft Gesundheit“, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Länder, der Sozialversicherung, von Städte- und Gemeindebund sowie den Regierungsparteien, präsentierte dazu einen klaren Fahrplan.

Für Therapeutinnen und Therapeuten aller Berufsgruppen sind diese Reformen zentral, denn sie betreffen Versorgungswege, interprofessionelle Zusammenarbeit und die künftigen Rahmenbedingungen in der Praxis.


Vier bundesweite Reformgruppen: Neue Strukturen für eine moderne Versorgung

Im Mittelpunkt des Reformprozesses stehen vier Reformgruppen, die unmittelbar ihre Arbeit aufnehmen. Jede von ihnen bearbeitet ein Schlüsselthema, das auch therapeutische Berufe direkt beeinflusst.

Klinische Notfallversorgung: Bessere Abläufe, weniger Belastung

Eine umfassende Analyse der Abläufe in der klinischen Akutversorgung soll zu klaren, standardisierten und länderübergreifend abgestimmten Strukturen führen – insbesondere bei zeitkritischen Krankheitsbildern wie Herzinfarkten, Schlaganfällen oder akuten Gefäßerkrankungen. Externe Expertinnen und Experten werden damit beauftragt, mögliche Fehlstellen zu identifizieren und Optimierungspotenziale offenzulegen. Ziel ist eine flächendeckende, verlässliche und koordinierte Notfallversorgung für alle Menschen in Österreich.

Für Therapeutinnen und Therapeuten bedeutet das hoffentlich langfristig:

  • präzisere und verlässliche Zuweisungswege
  • weniger organisatorische Unsicherheiten beim Übergang zwischen Akut- und Weiterbehandlung
  • verbesserte interdisziplinäre Schnittstellen zwischen Notfallmedizin, stationärer Versorgung und therapeutischer Weiterbetreuung

Damit sollen medizinische und therapeutische Teams von unnötiger Bürokratie entlastet werden, um wieder mehr Zeit für die tatsächliche PatientInnen-Versorgung zu gewinnen.

Digitalisierung und KI: Informationsfluss in Echtzeit

Die Reformpartnerschaft betont, dass Digitalisierung nicht nur ein praktisches Hilfsmittel ist, sondern eine Grundvoraussetzung für sichere, effiziente Versorgung. Zusätzlich wird die Rolle von künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen untersucht – etwa beim Management klinischer Daten, in der Diagnostik oder in administrativen Prozessen.

Für Therapeutinnen und Therapeuten könnte dies bedeuten:

  • schnellere Einsicht in relevante Befunde und Dokumentationen
  • digital unterstützte Übergaben zwischen stationären, ambulanten und rehabilitativen Bereichen
  • weniger Doppeluntersuchungen durch besser vernetzte Systeme
  • klare, einheitliche Dokumentationsstandards
  • potenzielle Unterstützung durch KI-basierte Tools (z. B. Risikoeinschätzungen, Verlaufsanalysen, Termin- und Ressourcensteuerung)

Ein moderner digitaler Informationsfluss – möglicherweise ergänzt durch intelligente Assistenzsysteme – ist entscheidend, um Therapieprozesse effizient, sicher und zukunftsorientiert zu gestalten.

Stärkung des öffentlichen Systems: Keine Zwei-Klassen-Medizin

Die Reformgruppe widmet sich einer offenen und kritischen Analyse der Rolle privater Gesundheitsanbieter. Gesundheitsministerin Schumann betonte, dass geprüft werden müsse, wo private Angebote eine sinnvolle Ergänzung darstellen – und wo sie das öffentliche System schwächen. Der Einfluss des Privatsektors auf Wartezeiten, Versorgungszugänge und Personalstrukturen steht dabei besonders im Fokus.

Für therapeutische Berufe ist dieses Thema zentral, denn unterschiedliche Finanzierungsmodelle und begrenzte Kontingente im öffentlichen Bereich beeinflussen sowohl die Versorgung von Patientinnen und Patienten als auch die Arbeitsrealität vieler Therapeutinnen und Therapeuten. Die klare Leitlinie der Reformpartnerschaft: Gesundheit darf kein Luxusgut sein, eine Zwei-Klassen-Medizin ist konsequent zurückzudrängen.

Neue Berufsbilder und Arbeitsbedingungen: Modernisierung für alle Gesundheitsberufe

Die Reformpartnerschaft plant weitreichende Modernisierungen in Gesundheits- und Sozialberufen. Dazu gehört nicht nur die Aktualisierung von Ausbildungen und die Definition neuer Rollen und Kompetenzen, sondern auch die Klärung, welche Berufsgruppen künftig zusätzliche Aufgaben übernehmen dürfen. Diskutiert wird unter anderem:

  • ob Apotheken künftig Impfleistungen übernehmen sollen
  • ob Pflegepersonal erweiterte medizinische Kompetenzen erhalten kann
  • wie therapeutische Berufsgruppen stärker eingebunden und aufgewertet werden können

Für Therapeutinnen und Therapeuten könnte dies langfristig zu klareren beruflichen Profilen, erweiterten Verantwortungsbereichen und verbesserten Arbeitsbedingungen führen. Ziel ist es, Qualifikationen zeitgemäß abzubilden, interprofessionelle Zusammenarbeit zu stärken und die Attraktivität der Gesundheitsberufe insgesamt zu erhöhen.


Klare Fristen und externe Analyse sollen Reformen beschleunigen

Alle Reformgruppen erhalten verbindliche Aufgaben und Zeitpläne. Erste Maßnahmen sollen zügig umgesetzt werden. Ergänzend wird eine externe, unabhängige Analyse der österreichischen Gesundheits- und Versorgungslandschaft beauftragt – als Grundlage für weitere Reformschritte. Der Zeitraum zur Umsetzung ist ambitioniert: Schon Ende des zweiten Quartals 2026, also noch vor dem Sommer, soll die Gesundheitsreform in Kraft treten.


Relevante Veränderungen für alle therapeutischen Berufsgruppen

Die nun gestartete Reformoffensive hat das Potenzial, Versorgungspfade zu verbessern, interprofessionelle Zusammenarbeit zu stärken und die Arbeitsbedingungen von Therapeutinnen und Therapeuten nachhaltig zu modernisieren.

Entscheidend wird sein, wie schnell und konsequent die Maßnahmen umgesetzt werden – und ob alle Berufsgruppen, insbesondere die therapeutischen, aktiv einbezogen werden.

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