Europäischer Tag der Logopädie am 06. März: Bedeutung, Geschichte und Events

Am 06. März feiern wir den Europäischen Tag der Logopädie! Erfahre alles über die Bedeutung der Logopädie, deren Entwicklung sowie aktuelle Veranstaltungen in Deutschland und Österreich.

Der 06. März steht im Zeichen der Logopädie und rückt die Arbeit von Logopädinnen und Logopäden in den Fokus. Der Aktionstag soll die Öffentlichkeit für Sprach-, Sprech-, Stimm-, Schluck- und Hörauffälligkeiten und deren Behandlung sensibilisieren. In diesem Jahr steht der Thementag unter dem Motto „Spielen – entdecken – Sprache fördern! Ein sprachreiches Umfeld für jedes Kind“. Anlässlich dieses Tages geben wir einen Überblick über die Geschichte und Arbeitsfelder der Logopädie, Fachverbände, Ausbildungsmöglichkeiten sowie Fachveranstaltungen rund um diesen wichtigen Tag und im restlichen Jahr.


Definition und Wirkung: Was ist Logopädie?

Die Logopädie beschäftigt sich mit der Prävention, Diagnostik, Therapie und Beratung bei Störungen der Sprache, des Sprechens, der Stimme, des Schluckens und des Hörens. Sie richtet sich an Menschen jeden Alters. Die Logopädie umfasst ein breites Spektrum an Aufgaben, darunter das Erlernen oder Wiedererlernen von Sprache, Sprechen und Stimme. Sie unterstützt Kinder bei der Entwicklung ihrer Schulfähigkeit sowie Erwachsene bei der beruflichen Wiedereingliederung oder der Bewältigung chronischer Erkrankungen. Ein wichtiger Bereich ist zudem die sprachliche Rehabilitation nach einem Schlaganfall oder einer Schädel-Hirn-Verletzung. Für diese Arbeit sind umfassende medizinische Kenntnisse erforderlich, ergänzt durch Fachwissen aus Psychologie, Linguistik, Phonetik, Pädagogik und Sonderpädagogik. 

Die Bedeutung der Sprache: Kommunikation als Lebensgrundlage

Sprache ist eines der wichtigsten Mittel der menschlichen Interaktion. Eine verzögerte Sprachentwicklung, Einschränkungen des Sprechens wie Stottern oder der Verlust der Sprache durch Erkrankungen wie Schlaganfall oder Demenz können das soziale Leben erheblich einschränken. Logopädie hilft unter anderem dabei, Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern oder wiederherzustellen und somit die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu steigern.

Logopädie kann vor allem zu Beginn einer Demenzerkrankung mittels Sprachtherapie Großes leisten.
In unserem Artikel zum Thema Logopädie und Demenz geben wir einen Überblick über die Behandlungsmöglichkeiten und haben Weiterbildungsangebote für diesen Themenbereich zusammengestellt.


Geschichte der Logopädie: Ursprung und Entwicklung

Obwohl sich bereits Philosophen der Antike mit Sprache, Stimme und damit einhergehenden Problemen auseinandersetzen, wurden Sprachstörungen lange Zeit religiös oder übernatürlich erklärt. Erst im 19. und 20. Jahrhundert entwickelten sich gezielte Therapiekonzepte, insbesondere für Stottern und Sprachverlust nach Schlaganfällen.

Die ersten systematischen Ansätze zur Sprachtherapie gab es in Deutschland bereits 1886 mit Lehrkursen für „Sprachheilkundler“ in Potsdam. Wenige Jahre später wurde in Berlin eine Sprachambulanz gegründet, die gezielte Kurse für Kinder mit Sprachstörungen anbot. Nach dem Ersten Weltkrieg gewann das Fach zunehmend an Bedeutung, und neue Erkenntnisse aus der Psychoanalyse und Individualpsychologie führten zu modernen Therapieansätzen. 1913 wurde erstmals der Begriff „Logopädie“ verwendet, und 1924 führte der Wiener Mediziner Emil Fröschels ihn offiziell in die medizinische Fachsprache ein. Fröschels war auch Organisator des ersten internationalen Kongresses für Logopädie und Phoniatrie in Wien, der eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung forderte. Dennoch gab es bis 1945 keine eigenständige Berufsausbildung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Entwicklung der Logopädie Fahrt auf. In Deutschland gründete Hermann Gutzmann jr. 1949 in Berlin-Dahlem eine zentrale Sprachambulanz. 1957 wurde die Berufsbezeichnung „Logopäde“ offiziell eingeführt und 1962 entstand die erste Logopäden-Lehranstalt. Die staatliche Anerkennung des Berufs erfolgte nach intensiven Verhandlungen mit den Behörden. Ein wichtiger Meilenstein war 1974 in Deutschland die Verpflichtung der Krankenkassen zur Kostenübernahme logopädischer Therapien. Mit dem Rehabilitationsangleichungsgesetz gewann die neurologische Rehabilitation an Bedeutung. 1980 wurde schließlich das Logopädengesetz verabschiedet, das die Ausbildung an Berufsfachschulen regelte und den mittleren Bildungsabschluss als Zugangsvoraussetzung festlegte.

In Österreich begann die logopädische Versorgung Anfang des 20. Jahrhunderts, stark beeinflusst durch Emil Fröschels. Bereits 1909 existierte in Wien eine Sprachambulanz, und 1924 fand dort der Gründungskongress der International Association of Logopedics and Phoniatrics (IALP) statt. Die Ausbildung erfolgte zunächst ohne festen Rahmen, wurde später aber im Krankenpflegegesetz verankert. 1968 entstand die erste Logopädieschule in Linz, gefolgt von weiteren Standorten. In den 1970er Jahren bildeten sich erste Berufsverbände, und 1981 wurde der Bundesverband der Diplomierten Logopädinnen und Logopäden gegründet. 1992 wurde die Ausbildung durch das MTD-Gesetz auf drei Jahre festgelegt und in Akademien organisiert. Seit 2005 erfolgt die Ausbildung an Fachhochschulen und schließt mit einem Bachelor of Science in Health Studies ab. 2009 wurde in Krems der erste Masterstudiengang für Logopädie eingerichtet. Eine weitere bedeutende Entwicklung war die gesetzliche Gleichstellung logopädischer Leistungen mit ärztlichen Behandlungen sowie die Möglichkeit für Logopädinnen und Logopäden, andere Logopädinnen und Logopäden anzustellen, die 2015 eingeführt wurde.

Die Behandlungsmethoden der Logopädie vereinen wissenschaftliche Erkenntnisse sowie pädagogische und therapeutische Zugänge aus vielfältigen Fachrichtungen.
Ein Beispiel dafür ist die Integrative Stimmtherapie und Stimmpädagogik nach Evemarie Haupt.


Arbeitsfelder der Logopädie: Wo wird sie angewendet?

Die Arbeitsbereiche von Logopädinnen und Logopäden sind breit gefächert und erstrecken sich über alle Altersstufen. 

Pädiatrie

Behandlung von Sprachentwicklungsstörungen, Artikulationsproblemen und myofunktionellen Störungen bei Kindern. Beispielsweise Unterstützung bei verzögerter Sprachentwicklung, Lispeln oder kindlichem Stottern.

Neurologie

Therapie nach Schlaganfällen, bei Parkinson, Multipler Sklerose und anderen neurologischen Erkrankungen. Etwa Hilfe beim Wiedererlernen des Sprechens nach einem Schlaganfall oder Verbesserung der Sprachverständlichkeit bei Parkinson.

Stimmtherapie

Arbeit mit Menschen, die unter Stimmproblemen leiden, etwa Sängerinnen und Sänger oder Lehrkräfte. Dazu gehört die Behandlung von Heiserkeit, Stimmbandlähmungen oder Überlastung der Stimme.

Schlucktherapie

Behandlung von Dysphagie zur Wiederherstellung sicherer Nahrungsaufnahme. Hierzu zählen Therapien nach Operationen im Kopf-Hals-Bereich oder bei neurologischen Erkrankungen.

HNO-Bereich

Therapie nach Kehlkopfoperationen oder bei funktionellen Stimmstörungen. Beispielsweise Unterstützung für Patientinnen und Patienten nach einer Laryngektomie (Kehlkopfentfernung) durch den Einsatz von Ersatzstimmen.

Psychiatrie

Unterstützung bei Kommunikationsproblemen im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen. Dazu gehört die logopädische Betreuung bei Menschen mit Schizophrenie oder Angststörungen, um deren sprachliche Ausdrucksfähigkeit zu verbessern.

Autismus-Spektrum-Störungen

Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten durch gezielte Sprachförderung und alternative Kommunikationsmethoden.

Geriatrie

Unterstützung älterer Menschen bei Demenz, um Sprachfähigkeiten so lange wie möglich zu erhalten. Beispielsweise durch Erinnerungsarbeit und gezielte Wortfindungstrainings.

Rehabilitation

Nach Schädel-Hirn-Trauma oder Unfällen hilft Logopädie bei der Wiederherstellung von Sprache und Sprechen.

Berufliche Stimme

Unterstützung für Menschen, die ihre Stimme stark beanspruchen, wie Schauspieler, Callcenter-Mitarbeiter oder Politiker.


Der Weg zur Logopädie: Studium und Weiterbildung

Die Ausbildung zur Logopädin bzw. zum Logopäden kann in Deutschland über Hochschulen und in Österreich über Fachhochschulen stattfinden. 

ÖSTERREICH

DEUTSCHLAND 

In Deutschland gibt es eine Vielzahl an Hochschulen, die Logopädie spezifische Studiengänge anbieten – sowohl Vollzeit als auch berufsbegleitend. Der Deutsche Bundesverband für Logopädie bietet dazu eine Liste mit allen Studiengängen

Weiterbildungsinstitute und Plattformen wie ProLog Wissen, Logomania oder memole bieten zudem laufend Fortbildungen für Logopädinnen und Logopäden sowie Therapeutinnen und Therapeuten anderer Fachrichtungen, die sich im Bereich Logopädie weiterbilden möchten. 


Weiterbildung und Netzwerk: Berufsverbände auf einen Blick

Berufsverbände setzen sich für die Interessen von Logopädinnen und Logopäden ein, organisieren Fachtagungen sowie Weiterbildungen und bieten Unterstützung bei der Existenzgründung oder bei rechtlichen Fragen. Gleichzeitig arbeiten Forschungs- und Bildungseinrichtungen kontinuierlich daran, die Logopädie weiterzuentwickeln und neue Anwendungsfelder zu erschließen.

Für die Nutzung rund um den Europäischen Tag der Logopädie stellt der dbl kostenlos ein Plakat zum Selbstausdrucken und Flyer zur Verfügung. Auf dem Plakat ist auch die ExpertInnen-Hotline, die am Thementag von 17.00 bis 20.00 Uhr erreichbar ist, vermerkt.


Mehr erfahren: Events und Tagungen 2025

Symposion der logopädie austria 

Thema: Kindersprache

Datum: 07. und 08. März 2025
Uhrzeit: Freitag – 10.00 bis ca. 19.00 Uhr | Samstag – 09.00 bis 16.30 Uhr
Ort: FH JOANNEUM Graz | Audimax | Eggenberger Allee 11 | 8020 Graz und Online
Anmeldung: über logopaedieaustria.at

Programm und Anmeldung

100 Jahre DGSS

Interdisziplinarität als Programm – von der Idee zum Prinzip

Datum: 22. und 23. März 2025
Uhrzeit: Samstag – 08.30 bis 19.15 Uhr | Sonntag – 09.15 bis 14.30 Uhr
Ort: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg | Steintor-Campus | Adam-Kuckhoff-Str. 35 | 06108 Halle an der Saale

Programm und Anmeldung

53. dbl Kongress

Datum: 23. und 24. Mai 2025
Uhrzeit: Freitag – 09.00 bis 20.30 Uhr | Samstag – 09.00 bis 16.45 Uhr
Ort: Congress Centrum Bremen | Findorffstraße 101 | 28215 Bremen

Programm und Tickets 

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