Österreich startet mit der eHealth-Strategie in eine neue Ära der digitalen Gesundheitsversorgung. Wir zeigen die Ziele und Maßnahmen sowie Weiterbildungen in diesem Bereich auf einen Blick.
Die Digitalisierung unserer Welt und unseres täglichen Lebens schreitet kontinuierlich voran. Ein wichtiger Bereich dabei: unsere Gesundheitsversorgung. Im Sommer 2024 wurden von Bund, Ländern und Sozialversicherung mit der „eHealth-Strategie Österreich“ Schwerpunkte für die Digitalisierung des Gesundheitswesens definiert. Dem voran ging der Digital Austria Act, der bereits 2023 117 Maßnahmen und 36 Digitalisierungsgrundsätze festlegte, mit einem starken Fokus auf das Gesundheitswesen.
Konkret umfasst die eHealth-Strategie acht Ziele, die laufend beginnend mit 2024 bis zum Jahr 2030 umgesetzt werden sollen. Für die Digitalisierung des Gesundheitssystems stellen Bund, Länder und Sozialversicherung im Zuge der Gesundheitsreform jährlich 51 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung. Dem Leitsatz „Digital vor ambulant vor stationär“ folgend sollen mehr telegesundheitliche Vorsorge- und Versorgungsangebote geschaffen bzw. bestehende ausgebaut werden.
Ausgangslage und Definition
Die Strategie baut auf der Definition von eHealth nach Eysenbach auf. Demnach befindet sich eHealth an der Schnittstelle von medizinischer Informatik, öffentlicher Gesundheit und Wirtschaft. Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert eHealth als „die kosteneffiziente und sichere Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien zur Unterstützung der Gesundheit und gesundheitsnahen Bereichen einschließlich Gesundheitsdienstleistungen, Gesundheitsüberwachung, gesundheitlicher Aufklärung, Bildung und Forschung“.
In Österreich ist eHealth bereits seit den frühen 2000er-Jahren ein gesundheitspolitisches Thema. So wurde bereits 2007 eine eHealth-Strategie definiert und 2012 zwischen Bund und Bundesländern die elektronische Gesundheitsakte ELGA beschlossen. ELGA ermöglicht den Befundaustausch zwischen unterschiedlichen Gesundheitsdiensteanbietern, die Ausstellung elektronischer Medikamentenverordnungen und ein zentrales Impfregister.
Die COVID-19-Pandemie hat den Einsatz von Telemedizin in Österreich vorangetrieben, aber auch Lücken in der Versorgung und in der rechtlichen Reglementierung aufgezeigt, z. B. im Bereich der digitalen Gesundheitsanwendungen.
Die acht Ziele der eHealth-Strategie
Für die Strategie, die das Ziel hat, bis 2030 ein modernes digitales Gesundheitssystem zu schaffen, wurden acht strategische Ziele definiert:
- Digitalen Zugang zum Gesundheitssystem ermöglichen
- Telegesundheitliche Präventions- und Versorgungsangebote schaffen
- Die öffentliche Gesundheitstelematik-Infrastruktur (GTI) weiterentwickeln
- Zentrale eHealth-Services/Komponenten bereitstellen
- Für Gesundheitsversorgung und Steuerung relevante Register etablieren
- Sekundärnutzung von Gesundheitsdaten stärken
- Innovation zugänglich machen
- Digitale Kompetenzen stärken
Anhand dieser strategischen Ziele wurden nun operative Ziele und in weiterer Folge konkrete Maßnahmen definiert.
Digitale Gesundheitsanwendungen in der Testphase
Wesentliche Maßnahmen, um diese Ziele umzusetzen, betreffen unter anderem die digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA). Dabei handelt es sich z. B. um Apps, mit denen Diabetikerinnen und Diabetiker ihre Ernährung und Zuckerwerte dauerhaft gut im Blick haben oder Menschen mit Migräne oder bei der Nikotin-Entwöhnung begleitet werden. Seit Ende Juli 2024 wird bereits an den Voraussetzungen für den flächendeckenden Einsatz solcher Gesundheitsanwendungen gearbeitet. Nützen können Patientinnen und Patienten solche Apps erstmals im Zuge eines Pilotprojekts, das 2025 starten soll.
Die Krankenkassen werden im Zuge dessen bestehende Apps auf medizinische Qualitätsstandards und Datenschutz-Vorgaben überprüfen. In weiterer Folge können die Apps dann von Ärztinnen und Ärzten verschrieben werden. Ziel sollte es sowohl im medizinischen als auch im therapeutischen Bereich sein, dass DiGa die Behandlung durch geschultes Fachpersonal begleiten und nicht ersetzen.
ELGA wird weiter ausgebaut
Die elektronische Gesundheitsakte ELGA soll als zentrale Infrastruktur für Gesundheitsdaten aufgebaut werden. Sowohl Ärztinnen und Ärzte als auch Angehörige anderer Gesundheitsberufe sowie Patientinnen und Patienten sollen langfristig Zugriff auf alle wichtigen Gesundheitsdaten haben. Sie sollen Vorerkrankungen, Laborbefunde ebenso wie kürzlich eingenommene Medikamente sehen und so für ihre Diagnose vor allem in Akutsituationen berücksichtigen können. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Rettungsorganisationen erhalten Zugriff auf die elektronische Gesundheitsakte und den eImpfpass. Ebenso kann das Team der Gesundheitshotline 1450 künftig auf ELGA zugreifen und so besser beraten.
Gesundheitshotline „1450“ bekommt mehr Kompetenzen
Eben jene Gesundheitshotline, die bereits in der COVID-19-Pandemie einen erweiterten Aufgabenbereich hatte, bekommt mehr Möglichkeiten, Menschen zu helfen und sie weiterzuvermitteln. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können nach Abklärung der Gesundheitsbeschwerden den Anruferinnen und Anrufern eine Empfehlung zur Weiterbehandlung geben – ob Apotheke, Allgemeinmedizin, Fachmedizin oder Krankenhaus. Ab 2026 soll es über die Hotline 1450 zudem möglich sein, Arzttermine zu vereinbaren, und es sollen flächendeckend Videokonsultationen verfügbar sein. Dies soll vor allem Menschen mit chronischen oder möglicherweise ansteckenden Krankheiten sowie Personen mit eingeschränkter Mobilität eine bessere Gesundheitsversorgung sichern.
Weiterbildung in Bereich eHealth
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist immer mehr ein relevanter Bestandteil der Arbeit im Gesundheitsbereich. Umso wichtiger ist es, bei diesem Thema auf dem Laufenden zu bleiben oder sich vielleicht sogar auf diesen zukunftsträchtigen Bereich zu spezialisieren.
Wir haben eine Auswahl an Studiengängen, Kursen und Events in Österreich zu diesem Thema für dich zusammengestellt!
FH Joanneum | Studium eHealth
Die Fachhochschule Joanneum mit Standorten in Graz, Kapfenberg und Bad Gleichenberg bietet ein Bachelorstudium Gesundheitsinformatik / eHealth und ein Masterstudium eHealth. Die Studiengänge verbinden gekonnt die Themenbereiche Informatik, Wirtschaft, Recht, Gesundheit und Naturwissenschaften.
Erfahre mehr über das Bachelor- und Masterstudium
FH Technikum Wien | Studium Medical Engineering & eHealth
Auch das FH Technikum in Wien bietet einen Masterstudiengang zu Medical Engineering und eHealth, für dessen nächsten Start man sich noch bis 31. Mai 2025 bewerben kann. Der englischsprachige Studiengang lehrt die Voraussetzungen, um neue Software und Geräte für ein digitales Gesundheitswesen zu entwickeln.
Alle Infos zum Studium
Technikum Wien Academy | Zertifizierungskurs ELGA
An der Technikum Wien Academy gibt es zudem einen Zertifizierungskurs zum Thema ELGA, IHE und HL7 für alle, die sich mit den Strukturen und dem Thema Medizinsoftware näher befassen möchten. Die nächsten Termine der Seminarreihe sind am 26. und 27. März sowie am 08. und 09. und am 29. und 30. April 2025.
Infos zum Zertifizierungskurs
FH St. Pölten | Studium Digital Healthcare
Gemeinsam mit anderen Gesundheits- und Technik-Expertinnen und -Experten arbeiten Studierende in diesem Master-Studiengang an konkreten Lösungen für das digitale Gesundheitswesen. Dabei kann die Spezialisierung Health Technology Development oder Health Technology Assessment gewählt werden.
Näheres zum Studium
13. MTD-Forum 2024
Das MTD-Forum, das dieses Jahr am 22. November 2024 in der Siemens City Wien stattfindet, steht unter dem Motto „Smarte MTD – Patient:innenzentrierte Diagnose und Therapie mit künstlicher und natürlicher Intelligenz“.
Nähere Infos findest du in unserem Artikel zu diesem Event.
MedUni Wien | Vortragsreihe Health 4.0
Noch bis Mitte Dezember findet am Institut für Artificial Intelligence an der Medizinischen Universität Wien die Vortragsreihe „Health 4.0 – Digitale Transformation im Gesundheitswesen“ statt, die auch als Webinar verfügbar ist. Jeweils am Donnerstag von 16.00 bis 17.30 Uhr wird zu einem anderen spezifischen Thema aus dem Bereich digitale Gesundheitsversorgung gesprochen.
Im Programm findest du alle Themen auf einen Blick – jetzt anmelden
dHealth 2025
Am 06. und 07. Mai 2025 findet zum 19. Mal die dHealth statt, eine Konferenz, bei der sich Health Informatics und Digital Health begegnen. Die Konferenz findet im Apothekertrakt des Schlosses Schönbrunn statt und ist als Informations- und Vernetzungsplattform für Menschen gedacht, die im Bereich Digital Health forschen und arbeiten.
Registrieren kannst du dich schon jetzt
Header © Canva | Mockups