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Nachhaltigkeit bewusst praktizieren: Ein achtsamer Rundgang durch die eigene Praxis

Nachhaltigkeit in der Therapiepraxis sichtbar und wirkungsvoll umsetzen – von Energie über Digitalisierung bis hin zu Einrichtung und Mobilität. 

Ein achtsamer Rundgang durch die therapeutische Praxis zeigt, an welchen sichtbaren und versteckten Stellen sich Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein wirkungsvoll umsetzen lassen. Für Therapeutinnen und Therapeuten, die ihre Praxis ganzheitlich ökologisch gestalten möchten.


Licht und Energie: Erhellend effizient

Der erste Blick in den Praxisraum fällt meist auf die Beleuchtung – ein Bereich mit großem Potenzial für Nachhaltigkeit. Wer auf energieeffiziente LED-Leuchtmittel setzt, reduziert den Stromverbrauch deutlich. Doch auch die Raumnutzung selbst spielt eine Rolle: Wie viel Tageslicht wird tatsächlich genutzt? Durch eine kluge Möblierung oder das Entfernen schwerer Vorhänge lässt sich der natürliche Lichteinfall oft stark verbessern – und damit der Bedarf an künstlichem Licht verringern.

Ein zweiter wichtiger Aspekt ist der versteckte Stromverbrauch durch technische Geräte im Standby-Modus. Hier helfen abschaltbare Steckdosenleisten oder Zeitschaltuhren, um Computer, Drucker oder Ladegeräte außerhalb der Öffnungszeiten vollständig vom Netz zu nehmen – eine einfache Maßnahme mit großer Wirkung.


Papierlose Praxis: Digitalisierung bewusst gestalten

Die Umstellung auf eine digitale Praxisverwaltung bietet viele Vorteile: weniger Papierverbrauch, weniger Lagerung, schnellere Abläufe. Patientenakten, Terminplanung, Rechnungen oder Befundberichte lassen sich heute problemlos digital abwickeln. Dabei geht es nicht nur um Umweltschutz, sondern auch um Effizienz: Weniger Papierkram bedeutet weniger Aufwand – und mehr Zeit für deine Patientinnen und Patienten.

Dabei ist natürlich zu beachten: Auch die digitale Welt hat ihre Schattenseiten. Cloud-Dienste, E-Mails und KI-Systeme verbrauchen ebenfalls jede Menge Strom, da sie auf Serverfarmen mit hohem Energiebedarf zugreifen. Der sogenannte „Digital Carbon Footprint” entsteht häufig im Hintergrund und wird leicht übersehen.

Ein bewusster Mittelweg ist hier entscheidend:

  • Datenmengen reduzieren (z. B. keine unnötigen Anhänge versenden, PDFs komprimieren)
  • Cloud-Dienste nutzen, die mit Ökostrom betrieben werden, oder lokal arbeiten lassen
  • E-Mails regelmäßig aufräumen, statt riesige Postfächer dauerhaft zu speichern
  • KI-Tools gezielt einsetzen – nicht als Selbstzweck, sondern wo sie wirklich entlasten

Wird sie mit Achtsamkeit umgesetzt, bleibt die Digitalisierung also ein wertvoller Beitrag zur Nachhaltigkeit in deiner Praxis.


Entdecke, wie du als Therapeutin oder Therapeut mit digitalen Tools die Automatisierung deiner Praxis voranbringst – für weniger Aufwand und mehr Fokus auf deine Patientinnen und Patienten.


Einrichtung und Materialien: Mit Verantwortung gestalten

Bei Möbeln, Ausstattung und Dekoration lohnt sich ein kritischer Blick: Wurden nachhaltige Materialien verwendet? Ist der Stil eher minimalistisch oder überladen mit schnelllebigen Accessoires?

Möbel aus zertifiziertem Holz, langlebige Polstermöbel, Upcycling-Objekte oder Second-Hand-Fundstücke sind oft nicht nur nachhaltiger, sondern auch charaktervoller. Textile Elemente wie Kissen, Vorhänge oder Teppiche sollten möglichst schadstofffrei, waschbar und langlebig sein – das schützt die Umwelt und die Gesundheit der Besucher:innen.

Pflanzen können dabei mehr als nur dekorativ sein: Sie verbessern die Raumluft, schaffen Atmosphäre und setzen ein lebendiges Zeichen für Naturverbundenheit.


Du hast keinen grünen Daumen und möchtest trotzdem eine grüne Praxis? Wir stellen dir pflegeleichte, dekorative Pflanzen für die Therapiepraxis vor – inklusive Tipps zur Kindersicherheit und Raumgestaltung.


Wasser, Hygiene und Reinigungsmittel: Umweltfreundlich und wirksam

Sauberkeit ist in therapeutischen Einrichtungen zentral – das schließt aber Umweltfreundlichkeit nicht aus. Biologisch abbaubare Reinigungsmittel, zertifizierte Seifen ohne Mikroplastik und Nachfüllsysteme reduzieren Abfall und Schadstoffe im Abwasser. Statt Einwegseifen- oder Papierspendern können langlebige Seifenspender und waschbare Handtücher (ggf. im Wechselsystem) eine Alternative darstellen.

Wasserbereitstellung ist ein unterschätzter Aspekt: Statt Plastikflaschen können Wasserkaraffen aus Glas oder Edelstahl in Kombination mit lokalem Leitungswasser angeboten werden – ggf. ergänzt durch einen Tischwasserfilter. Wer Tee oder Kaffee bereitstellt, achtet idealerweise auf Bio-Qualität und faire Herkunft sowie auf Mehrweg-Geschirr statt Einwegbechern.


Wir haben die gesetzlichen Anforderungen in Österreich und Deutschland und praktische Hinweise zur optimalen Umsetzung der Hygienemaßnahmen in deiner Praxis für dich zusammengestellt.


Raumklima und Lüftung: Gesunde Luft nachhaltig sichern

Das Raumklima ist entscheidend für das Wohlbefinden – und auch hier lässt sich ökologisch handeln. Stoßlüften statt dauerhafter Kipplüftung spart Heizenergie, CO₂-Sensoren oder einfache Erinnerungsroutinen helfen beim effizienten Lüften. Falls eine Klimaanlage nötig ist, sollte auf energieeffiziente Geräte (z. B. mit Energieeffizienzklasse A++ oder besser) geachtet werden. 

Programmierte Thermostate und sinnvoll eingestellte Heizsysteme (z. B. nicht dauerhaft auf 22 Grad) reduzieren den Energieverbrauch. Wer die Möglichkeit hat, kann auch auf ökologische Heizformen achten – etwa durch Wärmepumpen oder ökostrombasierte Infrarotheizungen.


Mobilität: Wege gestalten Nachhaltigkeit

Ein oft übersehener, aber wirkungsvoller Aspekt ist die Anreise der Patientinnen und Patienten. Eine gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad sollte sichtbar kommuniziert werden, etwa auf der Website oder beim Erstkontakt. Fahrradabstellplätze vor der Praxis und eventuell Kooperationen mit lokalen Carsharing-Anbietern oder ÖPNV-Fahrplanaushänge signalisieren: Diese Praxis denkt mit.

Du als Therapeutin oder Therapeut kannst zusätzlich ein Zeichen setzen, indem du umweltfreundlich zur Praxis kommst – zu Fuß, mit dem Rad oder per Bahn. Gibt es Mitarbeitende, lohnt sich die Förderung nachhaltiger Mobilität (z. B. Jobräder, Monatskarten-Zuschuss).


Bürobedarf, Materialien und Beschaffung: Mit Blick fürs Ganze

Die vielen kleinen Dinge im Alltag machen oft den großen Unterschied: Druckerpapier aus Recyclingmaterial, wiederauffüllbare Stifte, Mehrwegprodukte statt Einwegartikel, umweltfreundlicher Versand und Einkauf bei nachhaltigen Anbietern – all das zeigt, dass auch im Detail Verantwortung übernommen wird.

Selbst dekorative Kerzen oder Duftöle können aus nachhaltiger Herstellung stammen – ohne Paraffin, ohne Palmöl, ohne Plastikverpackung.

Wer das Thema konsequent denken möchte, achtet auch auf die Wahl der Bank oder Versicherung: Einige Ökobanken investieren nicht in fossile Energien, sondern gezielt in soziale und ökologische Projekte – ein oft übersehener, aber hochwirksamer Hebel im Hintergrund.


Fortbildungen und Supervision: Lernen mit Haltung

Wer regelmäßig an Fortbildungen oder Supervisionen teilnimmt, kann auch hier nachhaltige Kriterien anwenden: Onlineformate reduzieren Reiseaufwand, regionale Anbieter sparen CO₂, und bei Präsenzveranstaltungen ist die Bahn fast immer die umweltfreundlichste Option. Materialien sollten digital bereitgestellt oder auf Recyclingpapier gedruckt werden.

Ebenso lassen sich Themen wie „ökologische Achtsamkeit“, „Therapie im Kontext von Klimakrise“ oder „grüne Psychologie“ gezielt in die eigene Weiterbildung integrieren – für ein ganzheitliches Berufsverständnis.


Bleibe immer auf dem Laufenden über aktuelle Weiterbildungen, Studiengänge, Messen und Tagungen – in unserem Magazin-Bereich Bildung & Events!


Nachhaltigkeit sichtbar machen: Haltung leben

All diese Maßnahmen wirken besonders dann stark, wenn sie nicht nur still umgesetzt, sondern auch sichtbar kommuniziert werden – respektvoll und inspirierend, nicht belehrend oder allzu selbstbeweihräuchernd. 

Ein kleiner Aushang im Wartezimmer, ein Hinweis auf der Website („Diese Praxis nutzt Ökostrom und plastikfreie Reinigungsmittel“) oder ein kurzer Abschnitt im Begrüßungsbogen zeigen: Diese Praxis lebt Achtsamkeit in allen Dimensionen. 


Auf den Punkt gebracht: Nachhaltigkeit ganzheitlich gedacht

Wir haben alle Punkte aus unserem Rundgang durch die Praxis nochmal kompakt für dich zusammengefasst.

  • Energie und Licht: LED, Tageslichtnutzung, schaltbare Steckdosen
  • Digitalisierung: papierarme Praxis mit bewusstem Umgang mit Daten und Cloud
  • Möbel und Einrichtung: langlebig, ökologisch, minimalistisch
  • Reinigung und Hygiene: nachfüllbar, biologisch abbaubar, plastikfrei
  • Raumklima: Stoßlüften, effiziente Heizsysteme, grüne Elemente
  • Mobilität: ÖPNV-Zugang, Fahrradfreundlichkeit, klimabewusste Eigenanreise
  • Büro und Einkauf: umweltfreundlich, recycelbar, fair produziert
  • Finanzen und Versicherung: nachhaltige Banken und Anbieter
  • Therapiematerialien und Methoden: ressourcenschonend, regional, bewusst gewählt
  • Fortbildung und Außenwirkung: nachhaltiges Lernen, klare Kommunikation


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